Das schönste Duo Kärntens führt entlang der Drau, zu Wasser und zu Land. Die sonnige Alpensüdseite stets im Blick, heißt es, dem größten Fluss des Landes zu folgen – radelnd auf zwei Rädern über den Drauradweg und paddelnd im Kanu auf dem Draupaddelweg.
Ausprobiert von Kosmopoetin Jasmin Kreulitsch
6 Uhr in Oberdrauburg:
Kurz nach dem Sonnenaufgang dringt kein Laut über den Marktplatz in Oberdrauburg. Auf dem mittelalterlichen Platz fallen die ersten Sonnenstrahlen des Tages, ein zarter Duft nach frischem Brot weht über die bunten Hausfassaden. Das Dorf scheint noch zu schlafen, nur in der „Bäckerei Egger“ (Marktplatz 3, 9781 Oberdrauburg) herrscht reges Treiben. Florian Egger steht schon lange in der Backstube, damit seine Brotkreationen fertig sind, wenn der Ort erwacht. Seine Brote sind mehrfach prämiert, besonders beliebt sind das Einkornbrot oder das Waldstaudennussbrot. Die Rezepte wurden über Generationen weitergegeben und von Florian Egger weiterentwickelt. Er ist einer von zehn Bäckern, die sich zur Vereinigung „Die Brothandwerker“ zusammengeschlossen haben. Ihr Ziel ist es, das Wissen um alte Rezepte zu bewahren und auf ökologische und nachhaltige Anbaumethoden zu vertrauen.
7:30 Uhr in Oberdrauburg:
Im „Hotel Post“ (Marktplatz 4, 9781 Oberdrauburg) steht frisch gebrühter Kaffee auf den Tischen, vor dem Hotel packen sich Urlauber zusammen. Im äußersten Westen Kärntens an der Grenze zu Osttirol gelegen, befindet sich Oberdrauburg genau da, wo die Drau Kärnten betritt. Der größte Fluss Kärntens fließt im Oberen Drautal zwischen der Kreuzeckgruppe im Norden und den Gailtaler Alpen im Süden – und direkt an Oberdrauburg vorbei. Hier startet der Kärntner Teil des berühmten Drauradweges, der entlang der Drau führt: von Toblach in Südtirol bis nach Marburg in Slowenien. Die Strecke ist insgesamt 510 Kilometer lang und führt durch Italien, Österreich, Slowenien und Kroatien, der Kärntner Drauradweg ist 222 Kilometer lang. Paddeln auf der Drau – auf dem neu erschlossenen Draupaddelweg.

Das Hotel Post in Oberdrauburg
9 Uhr in Irschen:
Bevor die Drau die Route für den Tag bestimmt, führt der Weg in eines der berühmtesten Dörfer Kärntens, das um die Ecke liegt. Eine schmale Straße windet sich über Kurven nach oben, auf 809 Meter Seehöhe, wo man in der Ferne die Gipfel der Kreuzeckgruppe und der Gailtaler Alpen erspähen kann. Irschen ist als Kräuterdorf bekannt. Die Dorfbewohner haben ihr Wissen und ihre Erfahrungen über die Verwendung und Verarbeitung von Kräutern und Heilpflanzen gebündelt und gesammelt. Da es einst keinen Arzt im Bergdorf gab, musste man sich selbst helfen – und daraus entstand dieser große Wissensschatz, den heute Besucher bestaunen können. Im „Kräuterhaus Pfarrstadel“ gibt es alles zu kaufen, was aus den Irschner Pflanzen und Kräutern verarbeitet wird, über dem Gebäude blüht im Schaugarten, was später verarbeitet wird, und lädt Urlauber ein, in dem duftenden Garten zu spazieren. Die Dorfbewohner geben auch gerne ihr Wissen weiter. Im Sommer gibt es viele Kurse, die Besucher besuchen können, zum Beispiel „Wildkräuter in der Küche“, „Grüne Kosmetik“ oder „Kräuterklangreise“.
10 Uhr an der Drau:
Endlich geht es aufs Wasser! Die Idee, die Drau auch vom Wasser aus zu „erwandern“, ist brandneu. Vor einem Jahr erst ging das Projekt „Draupaddelweg“ an den Start – geboren aus der Idee der beiden Kärntner Wassersportler Manfred Winkler und Daniel Rebernik, die Drau und die Aktivitäten auf dem Wasser zu beleben. „Kanuwandern“ nennen die beiden das, was sie kreiert haben. Das Besondere daran: Jeder – egal ob Sportler oder Sportmuffel – kann aufs Wasser. Denn die ruhige Fließgeschwindigkeit der Drau ist für jedes Paddel-Niveau geeignet, egal ob im Kajak, im Kanadier oder für Stand-up-Paddler. Nach einer kurzen Einführung geht es auch schon aufs Wasser. Sofort gleitet das Kanu los, sanft angetrieben von einer Geschwindigkeit von 10 bis 15 km/h los. Paddeln ist hier ein „Kann“, kein „Muss“, denn der Fluss erledigt im Oberen Drautal die meiste Arbeit. An anderen Stellen des Draupaddelweges, wo viele Kraftwerke die Geschwindigkeit der Drau drosseln, muss man paddeln, um weiterzukommen – doch uns lässt die Kraft der Drau über das Wasser gleiten. Der Blickwinkel verändert sich mit jeder Welle, die das Kanu antreibt: saftige Wiesen, üppige Baumwipfeln, spitze Gipfel in der Ferne – und über allem steht die Ruhe und Stärke des Wassers, das stetig fließt.
11 Uhr in Dellach:
Zeit für eine Pause! Der schönste Rastplatz im Oberen Drautal liegt in Dellach. Direkt am Ufer des Flusses ist bei der „Drauoase Dellach“ der Name Programm: Der Rastplatz ist wirklich eine Oase. Legt das Kanu an, erblickt man sofort ein riesiges Baumhaus. Dabei handelt es sich um eine Aussichtsplattform, die im Rahmen des LIFE-Projektes „Lebensader Obere Drau“ geplant und umgesetzt wurde. In das Geländer des Baumhauses sind Informationstafeln integriert, die mehr über die Region verraten, drumherum stehen Holzbänke und Grillplätze. Viele Kanufahrer starten hier ihre Tour, weil man gut stehen bleiben kann. Besonders praktisch: Sorgen um sein Gepäck muss sich niemand beim Radeln oder Paddeln an der Drau machen - dank Alps2Adria. Das Unternehmen übernimmt die komplette Planung und Logistik für die Tour, von Leihrädern über Hotelbuchungen bis hin zum Gepäckservice.

Mit der Kraft des Wassers gleiten wir dahin

1.000 verschiedene Birersorten im Gasthof Wulz
12 Uhr in Greifenburg:
Wer paddelt, muss auch essen. Deshalb ist es Zeit für ein Mittagessen, natürlich wieder an der Drau. Das Kanu legt an, und nur wenige Meter führen in der Nähe von Greifenburg zum „Gasthof Wulz“. Auf den ersten Blick ein unscheinbares Gasthaus, das direkt an der Draubrücke in Greifenburg liegt, verbirgt sich hier ein kulinarisches Highlight, das vor allem Biertrinker Tränen der Freude in die Augen treiben wird. Geführt von Jung-Gastronomin Martene Petit stehen hier rund 1.000 verschiedene Biersorten aus vielen Ländern der Welt auf der Karte. Die kann man im Gastgarten kosten – oder direkt im Bierladen „SHOP-013“ kaufen.

In Sachsenburg
14 Uhr in Sachsenburg:
Tausche Kanu gegen Rad! Sachsenburg am Ausgang des oberen Drautals aufs Lurnfeld ist ein idealer Ort, um auf den Drauradweg einzusteigen. Schnell noch ein kleiner Spaziergang über den Kreuzweg hoch auf den Kalvarienberg zur Kapelle und dem Heiligem Grab, die malerisch über dem Markt thronen, dann auf einen schnellen Kaffee ins „Gasthof zum Goldenen Rössl“. Wirt Ferdinand Penker weiß alles über den Drauradweg und hat Tipps parat, vor allem in Sachen Kulinarik. Denn er ist der Obmann der Drauradweg-Wirte: Über 50 Gastronomen, -Beherberger, Radtaxis und Radverleiher haben sich zusammengetan, um den Radfahren bestes Service zu bieten – mit radlerfreundlichen Speisen und Getränken, Unterkünften und sicheren Radabstellplätzen.

Weg zum Kalvarienberg

Die Kapelle mit dem Heiligen Grab am Kalvarienberg
16 Uhr in Spittal an der Drau:
Der Weg führt erst weg von der Drau. Es geht über Wiesen und Äcker, entlang Feldwegen und Landstraßen. Steigungen gibt es kaum, sodass auch Ungeübte die Strecke locker schaffen, zur Not schnappt man sich ein E-Bike und lässt sich helfen. Es ist still, der meiste Betrieb auf dem Drauradweg ist am Wochenende. Unter der Woche kann es passieren, dass man völlig einsam radelt und nur Gesellschaft hat von Auen, Bergwäldern, Almen und den nahen Gipfeln. In der Stadt Spittal an der Drau wird es kurz hektisch, der Straßenlärm überrascht nach der Radel-Idylle, doch kaum liegt die Stadt hinter einem, ist sie wieder da: die Ruhe, die Natur – und ja, auch die Drau, an deren Seite die Route nun führt. Der Drauradweg wurde schon in den 80er Jahren errichtet – im Zuge des Baus der Draukraftwerke. Die Dammwege dienten früher meist als Zufahrten zu den Kraftwerksbaustellen, der erste Abschnitt von Spittal an der Drau nach Völkermarkt erhielt dann 1990 den Namen „R1“. Zwei Ziffern, die die Schönheit des Weges in Richtung Villach definitiv nicht einfangen können: Die Drau zeigt sich nun von ihrer schönsten Seite: mit türkisfarbenem Wasser, das in der Sonne glitzert, bunt blühenden Blumen und saftig grünen Bäumen am Ufer, dazwischen kleine Orte wie Ferndorf, Paternion, Kellerberg.
19 Uhr in Villach:
Gerade noch in der malerischen Stille auf dem Drauradweg, plötzlich in Villach. Der Weg nach Villach ist eine Überraschung, denn obwohl man gerade noch durch Wald und Wiesen radelte, befindet man sich mit einem Mal mitten in der Stadt. Die Drau fließt in Villach direkt durch das Zentrum, sodass es nur wenige Minuten bis zum „Hotel Mosser“ benötigt. Das Hotel ist perfekt gerüstet für Radfahrer dank versperrter Radräume oder Rad-Waschplatz, Chefin Tina Mosser nimmt Drauradwegradler auch herzlich auf. Der Stammbaum des Traditionshotels reicht übrigens bis ins Jahr 1748 zurück. Tina Mosser leitet in achter Generation das Vier-Sterne-Hotel.

Die Drau kann in Villach auch erstmals von einem Linienschiff aus betrachtet werden. Die Schiffe legen vor dem Congresshaus Villach ab und fahren nach Landskron. Aber das ist wieder eine andere Geschichte …
Erlebt von Bloggerin Jasmin Kreulitsch im Sommer 2019
Mehr Geschichten der Kosmopoetin
...zum Weiterlesen
Romantik Wochenende
Unser Tag der Liebe am Millstätter See. Von Bloggerin Sabine von „ReiseSpatz“