Man sollte sich beeilen, denn die Schwarzbeeren sind jetzt reif: in den Kärntner Wäldern und in Heidelbeergärten im ganzen Land. Mit ihnen erlebt man geschmacklich sein „blaues Wunder“.
Man sollte sich beeilen, denn die Schwarzbeeren sind jetzt reif: in den Kärntner Wäldern und in Heidelbeergärten im ganzen Land. Mit ihnen erlebt man geschmacklich sein „blaues Wunder“.
Dieses Kindergedicht stand einst in jedem Volksschulbuch. Denn Schwarzbeerklauben gehörte in der Kindheit genauso zum Sommer, wie Baden und Indianerspielen mit Pfeil und Bogen. Kaum war die Schule zu Ende, waren schon die ersten Schwarzbeeren oder Heidelbeeren reif. Man konnte den Duft nach Schwarzbeeren schon von weitem riechen – eine Mischung aus sonnengewärmtem Moos, Fichtennadeln und Baumharz. Welche Freude, wenn zwischen den winzigen Blättern die dunkelblauen Beeren zu Hunderten hervorlugten. Bevor man sie schön brav ins Körberl pflückte, schob man kleine Fäuste voll gierig in den Mund – bis Zunge, Lippen und Kinn tiefblau gefärbt waren.
Nicht viel erinnert so sehr an die unbeschwerte Kindheit, wie Schwarzbeerklauben mit der Tante. Wenn wir die Wälder durchstreiften und immer fündig wurden. Sie kannte natürlich die gewissen Plätzchen, wo man nur dann leer ausging, wenn sich schon andere vorher mit dem Riffel über die Beeren hermachten. Und erst Tante Lisas Kuchen. Dick mit Schwarzbeeren und Zuckerstreusel belegt – ein unwiederbringlicher Genuss. Blaubeerkuchen hat sie dazu gesagt, denn die Tante stammte aus Deutschland. Ein intensiver Geschmack der Kindheit, der mit den immer noch intensiv schmeckenden kleinen Früchtchen wieder erweckt wird. Doch niemand konnte ihren Blaubeerkuchen so gut, wie Tante Lisa.
Heute wird es den Familien leicht gemacht, auf Schwarzbeersuche zu gehen, auch wenn die Beerchen im Wald nicht mehr so üppig sprießen, wie damals. Überall in Kärnten entstehen in mühevoller Kleinarbeit Schwarzbeer- und Himbeergärten zum Selberpflücken. Zum Beispiel bei der „Kärntner Heidelbeere“ in Ebenthal, ein Garten der mit 5000 Sträuchern bepflanzt wurde.
Die Bienen und Hummeln waren schon dort und haben sich am köstlichen Nektar gütlich getan. Sie halfen nebenbei bei der Bestäubung der Blüten, damit schöne Beeren entstehen konnten. Ab Mitte Juni ist der Schwarzbeergarten in Ebenthal geöffnet und wartet auf Kinder und Erwachsene, die die Beeren selbst pflücken dürfen. Und wer sich die Mühe nicht antun will, kauft die Beeren täglich frisch. Auch in Poitschach bei Feldkirchen locken Himbeeren, Ribisel und Schwarzbeeren zum Selberpflücken.
Und das sollte man unbedingt tun, denn mit ihnen erlebt man sein blaues Wunder. Die Superfrüchtchen sind nämlich richtig gesund. Das beweisen zahlreiche Studien. Sie enthalten sogenannte Anthocyane, die freie Radikale abfangen und so einen vorzeitigen Alterungsprozess ausbremsen können. Heidelbeeren ein Faltenkiller, und ein schmackhafter obendrein. Wozu also Goji-Beeren aus irgendwoher, wenn Heidelbeeren vor der Haustüre wachsen?
Wer kein Selbstklauber und Marmeladeneinkocher ist, sollte wenigstens einmal in die Lärchenhütte ober St. Oswald pilgern und den Heidelbeerschmarrn kosten. Man wird davon zwar nicht gleich verjüngt, aber mit einem zufriedenen Gefühl im Bauch nach Hause gehen. Im Naturgut Lassen gehört das Heidelbeerklauben zum Urlaubsvergnügen. Die selbst gepflückten Heidelbeeren findet man dann in der Früh im Müsli oder im Joghurt wieder.