Selten war ein Herbst in Kärnten so sonnig und schön, selten hingen die Trauben so spät und so saftig an den Weinstöcken. Was lange vernachlässigt wurde, wächst endlich wieder: Wein aus Kärnten erlebt eine Renaissance – und die Kärntner Winzer halten locker mit den Weinen aus den benachbarten Bundesländern mit. Wie die edlen Tropfen aus dem sonnigen Süden schmecken und wo man sie kosten kann, verrät unsere süffige Wein-Tour durch Mittelkärnten.
Erlebt von Bloggerin Kosmopoetin Jasmin Kreulitsch im Oktober
9 Uhr in Klagenfurt:
Der Tag auf Wein-Tour startet im Herzen von Kärnten, in der Landeshauptstadt Klagenfurt, und da im Herzen der Stadt. Weil das Achterl am Morgen vielleicht doch zu herb wäre, gibt’s erst einen kulinarischen Spaziergang zum Appetit holen. Seit mehr als 70 Jahren ist der Benediktinermarkt Treffpunkt der Stadt, wenn es um lokale Spezialitäten geht. Bis zu 140 Standler verkaufen an den Markttagen Donnerstag und Samstag (6 bis 13 Uhr) ihre Waren, jeden Freitag findet ein Biomarkt statt. Was viele nicht wissen: In beiden Hallen des Benediktinermarktes herrscht täglich von 6.30 bis 16 Uhr reges Treiben, warum also nicht mit einem Frühstück am Benediktinermarkt in den Tag starten und so die Grundlage fürs erste Glaserl schaffen? Unbedingt beim Stand von Walter Gasser stehen bleiben: Hier gibt’s unterschiedliche Weine von Kärntner Winzern zu kaufen.
10 Uhr am Wörthersee:
Man würde es nicht vermuten, aber es dauert gerade mal eine Viertelstunde, bis man vom Benediktinermarkt den Weingarten der Stadt Klagenfurt erreicht. Hoch über dem Wörthersee wachsen hier auf 0,5 Hektar die Trauben der Stadt auf der Ried-Seewiese nördlich von Klagenfurt. Die ersten Reben wurden schon vor 40 Jahren gepflanzt, doch erst, als 2003 der Weinbauverband Kärnten gegründet wurde, kam die Geschichte des Wörtherseeweins so richtig in Fahrt.
Stadtwinzer in Klagenfurt
Obmann Horst Wild
Der Weinbauverband Kärnten hält als Dachorganisation der Kärntner Winzer alles zusammen, heute arbeiten sieben Winzer in den malerischen Hängen über dem See und betreiben als Subpächter den Weinbau kooperativ. Für die meisten der Stadtwinzer Klagenfurt ist es ein Hobby, allerdings eines, in dem viel Liebe steckt. Obmann Horst Wild verbringt rund 100 Stunden im Jahr zwischen seinen Weinstöcken und genießt nicht nur die Trauben, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl der Winzer.
Angebaut werden neben den roten Trauben Zweigelt, Blauburger, St. Laurent und Merlot vor allem die weißen Trauben Riesling, Pinot Blanc, Chardonnay und Sauvignon Blanc. Wer möchte, lässt sich durch den Weingarten führen oder spaziert einfach auf den Stadtwanderwegen auf dem Kreuzbergl und bewundert den Weingarten von oben.
12:00 in St. Georgen am Sandhof:
Mittagspause mit Mittagsjause! Auf der anderen Seite Klagenfurts verbirgt sich in St. Georgen am Sandhof seit drei Jahren der coolste Hofladen der Stadt. Familie Wakonig führt hier in generationen-übergreifender Zusammenarbeit die „Wakonigs HofgreißlerEI“.
Ursprünglich auf Eier spezialisiert, findet man heute in dem liebevoll eingerichteten Laden lokale Produkte von rund 60 Erzeugern aus Kärnten. Wein der heimischen Winzer ist natürlich auch dabei. Bleibt die Frage zu klären: Was geht da mit dem Wein aus Kärnten? Kärnten blickt auf eine tausendjährige Weinbaugeschichte zurück. Ob Römer, die Kelten, die Klöster oder die Kirchen: Wein hat eine lange Tradition. Allerdings eine, die über lange Zeit verloren ging. Zölle und Steuern waren zu hoch, die Natur zu unbeständig – und so verschwanden die Weinstöcke im 19. Jahrhundert fast vollends aus Kärnten. In den 70er Jahren kam dann der Wandel: Herbert Gartner pflanzte im Lavanttal nach langen Jahrzehnten wieder die ersten Reben, Anfang 2000 entstand regelrecht ein Trend. Heute erlebt der Kärntner Wein eine Renaissance: Rund 500.000 Flaschen werden in Kärnten abgefüllt.
13:30 Uhr in Karnburg:
Zum Beispiel auf dem Weingut Karnburg. Vor den Toren Klagenfurts am Fuße und am Südhang des Ulrichsbergs keltern Georg Lexer und Sem Kegley auf dem 9,5 Hektar großen Weingut Karnburg die Hauptsorten Chardonnay, Pinot Grigio, Sauvignon Blanc, Zweigelt und Pinot Noir. Der Lieblingstropfen der beiden Winzer ist der Pinot Noir, den Besucher praktischerweise im angeschlossenen Restaurant „Leiten“ kosten können. Seit 2018 ist das Restaurant mit einer Haube von Gault Millau ausgezeichnet.
15 Uhr am Maltschachersee:
Die Kärntner können nicht nur Wein, sie können den Wein auch als Gesamtpaket inszenieren. Bestes Beispiel dafür ist das „TrippelGUT“.
Den Weingarten genießen
Das Weingut
Am Maltschachersee werkt der Weinliebhaber Nikolaus Trippel gemeinsam mit seiner Familie auf 7,4 Hektar und bietet im kärntenweiten Vergleich die größter Rebsorten-Vielfalt. Der Lieblingstropfen der Gäste? „Der Sommerwein Oachkatzl, ein Gemischter Satz aus Weissburgunder, Sauvignon Blanc und Gelber Muskateller!“
Spannend auf dem Weingut ist das Service: Das geht nämlich weit über den Wein hinaus und bietet die Möglichkeit zum kompletten Wein-Wochenende. Das Weingut besteht aus Weingärten und eigenen Produktionsstätten, einem Hotel (DZ ab 55 €/P., inkl. Frühstück), einem Restaurant und einem Genuss-Shop. Toll sind die Führungen, bei denen man die Tropfen verkosten kann, zum Beispiel die „Kleine Schauweinkellerführung inkl. Weinverkostung“.
17 Uhr in Glanegg:
Ein Tag in Kärnten wäre nicht vollständig ohne Ausflug zu einer Burg. Das Land der Burgen und Schlösser hat diesbezüglich viel zu bieten. Die drittgrößte Wehranlage Kärntens thront hoch über Glanegg: die gleichnamige Burgruine Glanegg. Auch hier dreht sich alles um Wein.
Auf zwei Hektar entsteht unter den fähigen Händen von Burgwinzer Franz Laßnig und seiner Familie der berühmte Burgwein. Die sechs Rebsorten Sauvignon Blanc, Chardonnay, Weißburgunder, Zweigelt, Donauriesling und Blütenmuskateller werden hier gekeltert.
Wer am Donnerstag oder Freitag ab 16 Uhr hierherkommt, schmaust mitten in den Weinbergen die besten Schmankerln Kärntens, die von der Familie mit Liebe zum Detail zubereitet werden – vom Burgwein über selbst erlegtes Wild bis hin zu Zuckerreinkerl und Reindling.
18 Uhr in Feldkirchen:
Ganz in der Nähe lohnt sich ein kleiner Abstecher in das malerische Städtchen Feldkirchen, genauer gesagt auf die Pollenitzen. Im Weingarten von Weinbau Köck wachsen die Reben auf 750 Meter Seehöhe – und das seit 17 Jahren.
Die Winzer Christiane und Gerhard Köck waren quasi Trendsetter, als sie 2002 die ersten 100 Stöcke pflanzten. Heute wachsen auf einer Fläche von 1 Hektar sieben Sorten, davon mehr als zwei Drittel Rotweine mit den Sorten Rösler und Zweigelt, reinsortige Weißweine mit Chardonnay und der Biowein Polenikus. Spannend sind auch Nebenprodukte wie der „Weinbrand extra old“.
19 Uhr in St. Veit an der Glan:
Je später der Abend, desto bunter die Gäste? Das trifft auf dem Weingut Taggenbrunn definitiv zu. Es gibt in ganz Österreich wohl kein exklusiveres Weingut als jenes von Jacques-Lemans-Mann Alfred Riedl, der hier einen Traum für Weinliebhaber verwirklichte.
Göttin der Zeit
Taggenbrunn wurde auf den Überresten einer keltisch-römischen Ringwallsiedlung im ersten Drittel des 12. Jahrhunderts erbaut. Im Laufe der Jahrhunderte verfiel die Burg und wurde erst 2011 wieder zum Leben erweckt. Unternehmer Alfred Riedl kaufte die Burg und baute um; lange, sehr lange. 2017 wurde das Weingut eröffnet, passend zum Unternehmen mit einer Kunstskulptur von André Heller: der 15 Meter hohen Zeitgöttin, die zwischen den Weinreben thront.
Auf 40 Hektar entstehen pro Jahr unter der Führung von Winzer Hubert Vittori rund 200.000 Flaschen Wein der Linie „Taste of Time“. Angebaut werden die Sorten Sauvignon Blanc, Pinot Blanc, Pinot Gris, Chardonnay, Traminer, Muskateller, Zweigelt und Pinot Noir.
21 Uhr in Taggenbrunn:
Heimfahren? Sicher nicht! Denn der Zauber Taggenbrunns liegt längst nicht nur in den hochkarätigen Weinen, sondern im gelungenen Gesamtkonzept: Wer will, gönnt sich ein Dinner mit Weinbegleitung und übernachtet direkt auf dem Weingut!
Denn Taggenbrunn besteht aus dem Weingut, einem Hotel, einem Hofladen, einem Heurigenrestaurant und einem spätgotischen Getreidespeicher, den man für Veranstaltungen mieten kann. Und weil das noch nicht genug ist, eröffnet die Burg ihre Tore auch für Kulturbegeisterte: die Taggenbrunner Festspielen finden im überdachten Burghof mit mehr als 600 Sitzplätzen statt.
8 Tipps, um Kärntner Wein aufzuspüren
- Machen Sie Ausflüge zu Wein-Zielen und besuchen die Kärntner Weingüter. Im Herbst erleben Sie nicht nur ein herrliches Ambiente in den Weinbergen, Sie finden auch fast überall einen Ab-Hof-Verkauf, wo man den Wein günstig kaufen kann.
- Fragen Sie auf den Weingütern nach einer Führung durch den Weingarten oder Weinkeller. Viele sind da gerne dabei, die meisten bieten auch Weinverkostungen an, wo man sich einen guten Überblick über die Kärntner Winzer verschaffen kann.
- Nicht nur am Land, sondern mittlerweile auch in der Stadt gibt es viele Hofläden und Genuss-Shops, die Produkte aus Kärnten führen – und viele führen auch Kärntner Weine.
- Wein aus Kärnten steht schon in vielen Restaurants auf der Karte, allerdings nicht in allen. Wer danach fragt, regt die Wirte dazu an, die Weinkarte lokal auszuweiten.
- Mittlerweile findet man eine gute Auswahl an Kärntner Weinen in den großen Supermärkten, aber auch Spezialgeschäfte bieten die lokalen Weine an, zum Beispiel „Feinkost Jäger“ in Klagenfurt.
- Es gibt auch Bio-Wein made in Kärnten! Am Ufer des Längsees betreiben Marcus Gruze und Uta Slamanig biodynamischen Weinbau. Ihr Ziel? Alles soll so natürlich wie möglich angebaut werden. Deshalb schwört das Duo auf eine ökologische Traubenproduktion. 2017 wurden sie durch den Guide Gault Millau als „Ausnahmewinzer des Jahres“ ausgezeichnet: Georgium.
- Um Wein aus Kärnten zu verkosten, lohnt es sich, die Augen nach Veranstaltungen offenzuhalten. In ganz Kärnten finden Feste statt, wo Kärntner Wein ausgeschenkt wird, zum Beispiel bei Weinfesten auf der Burg Glanegg oder in Sittersdorf. Hier gibt es übrigens eine der ältesten Kellergassen Österreichs!
- In St. Veit an der Glan gilt Sommeliere Alexandra Candussi als Expertin. Auf ihrem drei Hektar großen Weingut „Vinum Virunum“ (St. Veit an der Glan, Termine und Verkostungen nach Vereinbarung) wachsen Trauben von Chardonnay, Sauvignon Blanc, Traminer, Rosé, Zweigelt, Blaufränkisch und Pinot Noir.