Für zwei Tage geht es mit der Alpinschule Highlife nach Heiligenblut. Endlich möchte ich das Tiefschneefahren lernen, um beim Skitourengehen nicht nur den Aufstieg, sondern auch den Weg nach unten richtig genießen zu können.
Für zwei Tage geht es mit der Alpinschule Highlife nach Heiligenblut. Endlich möchte ich das Tiefschneefahren lernen, um beim Skitourengehen nicht nur den Aufstieg, sondern auch den Weg nach unten richtig genießen zu können.
Wenn ich an Tiefschneefahren denke, habe ich ein klares Bild im Kopf. Vor Freude jauchzende Skifahrer wedeln mit absoluter Leichtigkeit einen unverspurten Hang hinunter. Die Sonne scheint, glitzernde Schneewolken tragen sie ins Tal und das pure Glück scheint hier einen Ausdruck zu finden. Schnitt zur Realität. Ich stehe nachdem ich zwei, drei Stunden mit meinen Tourenski aufgestiegen bin oben an einem Hang. Von purer Vorfreude kann keine Rede sein. Eher von weichen Knien und einem kribbeligen Gefühl im Magen. Leicht bis stark verkrampft, je nach Steilheit, starte ich in den Hang. Genuss und Anmut sehen anders aus. Die Oberschenkel brennen und die Skier machen mit mir was sie wollen.
Dieses Wochenende soll ein Tiefschneekurs dabei helfen, meine Wunschvorstellung und die harte Realität etwas näher zusammen zu bringen. An der Talstation begrüßt uns Christoph, unser Bergführer für die nächsten beiden Tage. Nach kurzem Check ob der Lawinenpiepser eingeschaltet ist und funktioniert, geht es mit der Gondel auf den Berg. Die Schneemassen der anderen Bundesländer sucht man in Kärnten derzeit vergebens. Aber Christoph ist optimistisch, dass wir für unser Vorhaben ziemlich perfekte Bedingungen vorfinden werden und fügt hinzu: „Ich kann nicht viel, aber unverspurte Hänge finden kann ich richtig gut!“ Das erste nenne ich eine ziemliche Untertreibung, das zweite würde ich nach den folgenden zwei Tagen aber auf jeden Fall unterschreiben.
Aber erst mal geht es auf die Piste. Ein kurzer Check unseres eigenen Fahrkönnens steht an. Mit geschultem Auge hat Christoph schnell raus, welche Fehler sich bei jedem Einzelnen über die Jahre eingeschlichen haben, aber eins nach dem anderen. „Einfach gesagt besteht Skifahren aus zwei Dingen: dem alpinen Fahrverhalten und der Hoch-Tief-Bewegung. Mehr ist es nicht“, lässt er uns wissen. „Nur machen das viele nicht, weil man auch mit dem Oberkörper den Ski um die Kurve bringen kann, aber im Gelände hilft euch das nichts“.
Zur Übung geht es also nochmal die Piste runter. Druck durch den Hüftknick auf den Außenski bringen und dann versuchen den Innenski anheben. Dann noch die Hoch-Tief Bewegung, rauf runter, entlasten belasten. Auf der Piste macht das alles Sinn. Die nächste Gelegenheit, das im Gelände zu zeigen, bietet sich gleich. Mit leuchtenden Augen sagt Christoph: „Schaun wir mal ins Gelände, da war noch keiner“. Es bleibt keine Zeit groß nachzudenken oder Angst zu bekommen, schon stehen wir vor einem seichten Hügel mit perfektem unberührten Schnee.
„Jeder versucht mal seine eigene Linie zu finden. Viel Spaß!“, lautet die Anweisung. Da es ohnehin kein Zurück gibt, nehme ich meinen Mut zusammen und fahre einfach los. Der Schnee ist watteweich und ohne genau zu wissen, was ich dieses Mal anders mache, gleite ich den Hügel hinunter. Kein Sturz, nur ein bisschen verkrampft und schon bin ich wieder auf der Piste. Das war gar nicht so schlimm, denke ich. Für den Rest des Tages heißt es dann wiederholen, wiederholen und Meter im Gelände machen.
Nach jeder Abfahrt bekommen wir Tipps zur Verbesserung: „Bei dir die Skier enger zusammen, bei dir etwas weiter auseinander, mach kleinere Kurven, denk an die Hoch-Tief Bewegung und für alle gilt, Gewicht weiter nach vorne…“ . Mit jedem gelungenen Versuch, die Tipps in die Tat umzusetzen, lasse ich meine Angst nach und nach hinter mir und es macht immer mehr Spaß.
Während wir uns voll auf unser Fahren konzentrieren können, führt uns Christoph von Hang zu Hang. In kürzester Zeit fällt er wichtige Entscheidungen: Können wir in den Hang hineinfahren? Wo muss man aufpassen, dass kein Schneebrett ausgelöst wird? Wo können wir den Hang queren?
Nach dem Mittagessen geht es nach kurzem Einfahren direkt in den sogenannten Bruchharsch. Eine Schneebedingung, die ich vom Tourengehen kenne und mir schon öfter gedacht habe, wenn man hier nur ein „h“ weglässt, kommt die Beschreibung den Verhältnissen schon viel näher. Und auch Christoph meint: „Schlechter können die Verhältnisse nicht werden, wenn ihr hier fahren könnt, könnt ihr überall fahren“. Die obere Schicht Schnee liegt als fester Deckel auf dem weichen darunter liegenden Schnee. Immer wieder gibt die obere Schicht nach und der Ski bricht ein. Stürze sind am Anfang kaum zu vermeiden.
Als würde auch Heiligenblut unsere Mühe würdigen wollen, verziehen sich plötzlich die Wolken und vor strahlendem Blau erweist uns sogar der Großglockner die Ehre. In wunderschönem Abendrot geht es für heute zum letzten Mal ins Tal.
Mein Tipp: Nach einem anstrengenden Skitag den perfekten Ausklang im höchstgelegenen Hallenbad Kärntens in Heiligenblut erleben. Baden im großzügig angelegten Hallenbad, entspannen in der Sauna und im Solarium.
Wie bei einer Zaubertafel liegen die Hänge am nächsten Morgen wieder wie neu vor uns. Der Wind hat über Nacht unsere Spuren verweht und mit 20 Zentimeter Neuschnee die Hänge geglättet. Ich freue mich schon richtig auf die erste Abfahrt, auch wenn ich meine Oberschenkel vom Vortag deutlich spüre. Durch die fluffigen Hänge geht es jetzt schon richtig gut und auch der „Rebound“, also der Moment, wenn der Ski durch den richtigen Druck vom Schnee zurück federt und man nur den Schwung mitnehmen muss, spüre ich immer öfter.
Tiefschneefahren ist Übungssache und mit einzelnen Abfahrten bei Skitouren lernt man das nur bedingt. Mit jemandem ins Gelände zu gehen, der die Verhältnisse einschätzen kann und hilfreiche Tipps zur Verbesserung der Fahrtechnik geben kann, macht sich voll bezahlt und richtig viel Spaß.
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