Schneeschuhwandern inklusive Wildtierbeobachtung im Nationalpark Hohe Tauern in Kärnten: Bei diesem Tagesausflug kommt nichts davon zu kurz. Weder Schneeschuh, noch Gams. Versprochen.
Schneeschuhwandern inklusive Wildtierbeobachtung im Nationalpark Hohe Tauern in Kärnten: Bei diesem Tagesausflug kommt nichts davon zu kurz. Weder Schneeschuh, noch Gams. Versprochen.
35 Zentimeter Neuschnee, eine tief verschneite Winterlandschaft und eine bunt gemischte, motivierte Truppe aus Deutschen und Österreichern, die pünktlich um 9 Uhr bei der Ankogel-Talstation im Seebachtal des Nationalparks Hohe Tauern warten.
Der Plan für den Tag: Mit den Schneeschuhen hinauf zum Alpengasthof Hochalmblick, dabei die Landschaft genießen und immer wieder mal wachsam den Blick über die weitläufigen Berghänge schweifen lassen. Denn wer weiß was sich dort verbirgt? „Heute könnten wir Glück haben und mehrere Gämse sehen, der viele Schnee lockt die Tiere meist in tiefere Lagen“, schürt Nationalparkranger Erwin die Vorfreude.
Flink werden somit die Schuhe angeschnallt und Minuten später stapfen wir schon breitbeinig durch den Neuschnee. Knarsch, knarsch, knarsch – zum Glück hält die Leihausrüstung auch Skistöcke für die Balance bereit. Erwin erklärt uns, was wir auf den Schneeschuhen dürfen und was nicht: „Vorwärts, seitwärts passt, rückwärts geht ihr aber bitte auf keinen Fall, die Sturzgefahr ist mit den langen Schuhen nicht zu unterschätzen.“
Kein Problem, wir wollen ja ohnehin auf den Berg hinauf. Schon nach der ersten Kurve erspähen wir eine erste Spur im Schnee. „Achtet auf die Tiefe der Spuren. Je weiter das Tier im Schnee einsinkt, desto schwerer ist es“, erklärt Erwin und tippt auf einen Hirsch. Die Vermutung bewahrheitet sich wenig später, als wir der Spur folgen und zu einem für den Hirsch wohl sehr leckeren Wachholderstrauch kommen, dessen Knospen er verspeist hat. Diverse Schälversuche enttarnen die bereits erahnte Tierart. So einfach also ist Spuren lesen, wenn man einen Erwin dabei hat.
Neugierig stapfen wir weiter, jeder zieht seine eigene Spur in den Schnee. Fast etwas verlegen betreten wir die frische Schneedecke, die so unberührt und glitzernd vor uns liegt. Je höher wir kommen, desto schöner wird auch das Wetter. Immer wieder blinzelt die Sonne durch die Baumwipfel hindurch, bis sich der Nebel schließlich endgültig geschlagen gibt und einen blitzblauen Himmel preisgibt. Wow! Die Sonne verwandelt die ohnehin schon zauberhafte Landschaft in ein funkelndes Paradies und der Nebel hat die nahen Dreitausender freigegeben, welche nun majestätisch in den Himmel ragen.
Und wir? Wir können nur mehr stehen und staunen. Und bis über beide Ohren grinsen. Währenddessen sucht Erwin mit seinem Fernglas die umliegenden Berghänge ab. „Nein, leider. Derzeit kann ich keine Wildtiere ausmachen, wir müssen uns wohl etwas leiser verhalten, damit wir die Tiere nicht verschrecken.“
Bedächtig, jedoch nicht weniger grinsend, marschieren wir weiter. Das letzte Drittel wird nun etwas steiler.
Erwin klappt bei jedem von uns die Gehhilfen hoch, eine Art Stöckel für die Schneeschuhe, um im steilen Gelände leichter vorwärts zu kommen. „Die Manolo Blahniks der Alpen also“, trifft es eine Urlauberin auf den Punkt. Leicht keuchend erreichen wir schließlich einen Hang, wo wir uns gemeinsam mit ein paar Skifahrern eine kurze Pause gönnen. Die begutachten uns kritisch: „Macht das wirklich Spaß? Das sieht so anstrengend aus.“ Und ob das Spaß macht, sind wir uns einig.
Nach 670 Höhenmetern ist es schließlich geschafft, der Alpengasthof Hochalmblick liegt vor uns. Den Namen trägt die Hütte dabei nicht ohne Grund, von deren Sonnenbalkon hat man nämlich einen einzigartigen Blick auf den Gipfel der Hochalmspitze, der sogenannten Tauernkönigin mit 3.360 Metern Seehöhe. Genießen kann und sollte man aber nicht nur den Ausblick, sondern auch die hervorragende Kulinarik von Hüttenwirtin Brigitte.
Auf die Frage, was es denn gibt, heißt es kurzerhand: „Viel.“ Was stimmt: Neun verschiedene Suppen, über zwölf Hauptspeisen und auch die süße Seite kommt nicht zu kurz. Ich entscheide mich für eine Kaspressknödelsuppe. Brigitte hebt hervor: „Bei uns wird alles frisch gemacht, die Produkte kommen allesamt aus der umliegenden Region.“ Das schmeckt man auch. Beeindruckend ist übrigens auch die Weinkarte: Wer auf knapp 2000 Meter Seehöhe beste österreichische Qualitätsweine verkosten möchte, kann dies hier tun. Wir bleiben lieber beim alkoholfreien Weizenbier, immerhin steht uns noch der Rückweg bevor, wobei dieser mit den Schneeschuhen ein Riesenspaß ist.
Erwin erklärt: „Immer fest die Ferse in den Schnee drücken, dann steht einem flotten Downhill nichts im Wege.“ Wenig später sprinten wir schon durch den Schnee lachend dem Tal entgegen. Immer wieder zückt Erwin sein Fernglas und sucht die Umgebung ab: „Heute ist zu viel los in den Bergen, die Gämse haben sich wohl in die schützenden Wälder zurückgezogen.“ Schade, doch kein Gamsblick also.
Trotzdem stapfen wir überglücklich nach diesem Tag in der Natur ins Tal hinab. Dort hat sich der Nebel bereits wieder eingenistet und auch wir tauchen wenig später in die mystische Landschaft ein. Plötzlich bleibt Erwin wie angewurzelt stehen und deutet auf den Boden:
„Hier, seht ihr? Ganz frische Spuren.“ Jetzt heißt es leise sein, denn es passt laut Erwin alles zusammen: „Im Nebel fühlen sich die Tiere sicher und jetzt am späten Nachmittag sind die Gämse auf Nahrungssuche. Das heißt, sie könnten am Weg entlang einige Sträucher anknabbern. Also psssttttt...“
So leise wie möglich versuchen wir vorwärts zu kommen, die Sonne scheint nur mehr ganz blass durch den dichten Nebel, die Stimmung ist gespannt. Erwin pirscht voraus. Dann winkt er uns herbei. „Ganz leise sein, da vorne äst sie, seht ihr?“
Vorsichtig und wohl etwas tollpatschig pirsche ich mich auf den Schneeschuhen dichter heran und dann kann ich die Gams tatsächlich sehen. Genüsslich knabbert sie gerade an mehreren Zweigen. Ich wage mich noch zwei Schritte vorwärts und plötzlich haben wir Blickkontakt. Beide sind wir nur wenige Meter voneinander in der Bewegung erstarrt, nur meine Kamera knipst unaufhörlich.
Und als ich mein Glück kaum fassen kann, hüpft von oben noch ein weiteres Tier mitten auf den Weg und blickt neugierig in unsere Richtung. Und da! Auch von unten taucht nun aus dem Nebel eine dritte Gams auf. Und eine Vierte. Unglaublich. Nur wenige Minuten dauert das Schauspiel, aber es zieht uns völlig in seinen Bann.
Dann schließlich entscheidet sich das Rudel weiterzuziehen, geräuschlos verschwinden sie im Nebel. Zurück bleiben wir und mein klopfendes Herz. Was für ein Anblick. Erwin grinst: „Gämse im Nebel zu beobachten ist wirklich selten, da haben wir jetzt zum Schluss noch richtig Glück gehabt.“ Ja, Glück auf ganzer Linie, den ganzen Tag lang, denke ich mir, vollends glücklich.