In einer Zeit, die von Hektik und Stress geprägt ist, sehnt sich der Mensch hin und wieder nach Ruhe und nach einer Auszeit vom Alltag. So auch ich. Weg von der Stadt, den Autos, den Freunden, der Familie. Einfach einmal für ein paar Stunden losziehen in die Natur.
Einmal ein Glühwürmchen sein - Erlebt von Ute Zaworka
Unplugged Tour im Naturpark Dobratsch
Bei Durchsicht der unzähligen Freizeitmöglichkeiten in Kärnten sticht mir im umfangreichen Programmheft des Naturpark Dobratsch eine „unplugged“-Tour ins Auge. Unplugged? Das kenne ich nur von Konzerten, bei denen kein Strom zum Einsatz kommt. Was unplugged in Zusammenhang mit einer Nachtwanderung bedeutet? Ganz einfach:
Marschiert wird ohne Stirn-, Taschen- oder Handylampe. Das Handy soll sogar ausgeschaltet bleiben. Einzig allein Fackeln und Laternen helfen bei der Orientierung und leuchten den Weg durch die Nacht. Das ist was für mich! Schließlich bin ich in der Naturpark Dobratsch-Gemeinde Bad Bleiberg aufgewachsen und kenne die Umgebung aus meiner Kindheit. Genauso wie den Almgasthof Hundsmarhof, zu der die rund 1,5-stündige, leichte Wanderung durch den Wald führt. Ein Anruf am Vortag genügt und mein Platz ist reserviert
Auf dem Weg nach Heiligengeist
Die Anreise
Es ist Samstagabend, zunehmender Mond, sternenklar und ich mach mich von Klagenfurt aus auf den Weg. Auf der Autobahn Richtung Villach thront der Aussichtsturm Pyramidenkogel stolz über dem Wörthersee. Hübsch beleuchtet – der Ausblick von dort oben wäre jetzt sicher atemberaubend.
Wenige Kilometer weiter erscheint auf einem kleinen Hügel vor Villach die Kirche Sternberg. Gleich im Gasthaus gegenüber der Kirche habe ich vor einigen Wochen einen knusprigen Schweinsbraten – so wie von meiner Oma zubereitet – gegessen. Der nächste Blick fällt bereits auf den Dobratsch mit dem auffällig blinkenden Sendeturm am Gipfel in rund 2176 Meter Seehöhe.
Rund 20 Minuten später erreiche ich den Parkplatz der V73 in Heiligengeist. Früher war hier die Talstation des Skilifts auf den Dobratsch. Anfang des neuen Jahrtausends wurden die Lifte abgebaut und die Region verschrieb sich dem sanften Tourismus. Heute ist der Dobratsch in der kalten Jahreszeit ein Paradies für Winterwanderer, Skitourengeher und Schneeschuhwanderer.
Am Parkplatz werde ich bereits von den beiden Naturpark-Rangern Ulrike und Martina mit einem Becher Naturpark-Kräutertee erwartet.
Martina Kircher ist nicht bloß Naturpark-Ranger sondern - nicht nur zu meiner sondern ebenso zur Freude von den zwei anwesenden Kindern - auch Märchenerzählerin. Die überschaubare Gruppe besteht aus Pärchen, einer Familie, ein paar Herren älteren Semesters und mir – bunt gemischt also. Alle warm eingepackt und mit gutem Schuhwerk. Bei der Begrüßung wird rasch klar, was uns erwartet: Eine meditative Wanderung mit einigen Fackeln und Laternen, gewürzt mit Geschichten und Sagen aus der Umgebung. Gleich zum Einstieg klärt ein lustiges Mundart-Gedicht über das richtige Verhalten im Wald auf.
Wie Glühwürmchen marschieren wir auf der Schotterstraße durch den dunklen Wald. Kein Licht weit und breit oder, wie es eine unserer Ranger formulieren: „Im Wald ist keine Lichtverschmutzung“.
Nach einiger Zeit bleiben wir in einer Wegbiegung stehen. Aus der Ferne ist ein Bach zu hören. Genau der richtige Platz, um die Sage vom sogenannten Teufelsgraben zu erzählen.
Die beiden Kinder lauschen gespannt und sind sich dann doch nicht mehr sicher, ob der Geruch nach Feuer mit den Fackeln oder doch mit der Geschichte vom Teufel zu tun hat. Aber keine Sorge, so richtig gruselig ist die Erzählung dann doch nicht.
Der Weg führt weiter zu einer Lichtung mit ungestörtem Blick auf den Sternenhimmel. Hier sind sie – die Milchstraße und der Große Wagen. Und dann die Frage von einem der Mädchen an ihren Vater: "Papa, wer produziert eigentlich die Sterne?“. Kurzes Schweigen. Doch auch darauf weiß Martina eine Antwort und erzählt die Geschichte vom „Sternenputzer“. Was der kleine Kerl am Himmel alles anstellt, wird von mir hier allerdings nicht verraten.
Kurzer Stopp, um eine Geschichte zu erzählen
Es geht weiter, dem Ziel immer näher. Es ist stockfinstere Nacht. Herrlich, diese Ruhe. Nach rund 20 Minuten gelangen wir an eine Abzweigung. Wie uns Ulrike verrät, verläuft hier im Winter eine 4 Kilometer lange Rodelbahn. Nichts für uns, denn die gesamte Strecke ist noch schneefrei.
Wir erreichen den Almgasthof Hundsmarhof
Nach der nächsten Kurve blinken die weihnachtlichen Lichter des Almgasthofes Hundsmarhof. Unser Ziel ist erreicht. Wir versammeln uns ums offene Feuer, wärmen uns und bekommen von Wirt Rudi Steinwender Tee und urige Jausenbrote serviert. Manchmal werden im Rahmen dieser Wanderungen auch Steckerlbrote über dem Feuer gebraten.
Aus der kurzen Stärkung wird dann doch ein längerer Aufenthalt, weil Martina immer eine weitere Geschichte erzählen muss. Auch über den Hundsmarhof „und zwar nicht jene, die auf der Internetseite steht“. Treibendes Rad sind aber keineswegs nur die Kinder. Auch die Erwachsenen fühlen sich rundum wohl.
Nach der letzten Geschichte und einem endgültigen „So war’s und so soll’s sein“ wird der Rückweg angetreten. Nicht ohne noch einmal einen Blick auf den in der Ferne liegenden Skiberg Gerlitzen zu werfen. Die Lichter weisen darauf hin, dass emsig an der Pistenpräparierung für den folgenden Skitag gearbeitet wird.
Weitere Informationen zur Wanderung, die im Rahmen der Magischen Momente im Kärntner Winter stattfindet:
Zu den "Magischen Momenten"
Die Tour ist für Kinder ab 10 Jahren geeignet.