Eistauchen am Weissensee in Kärnten

Endlich ist es soweit. Endlich bin ich wieder hier in Kärnten. Endlich ist es wieder Zeit zum Tauchen. Seit meinem letzten Tauchabenteuer am Weissensee ist mehr als ein Jahr vergangen. Ein Blick auf die Landschaft verrät und erinnert mich daran, dass es dieses Mal komplett anders sein würde. Denn die Berge sind mit Schnee bedeckt, die Straßen teilweise vereist, ohne Spikes an den Schuhen wäre es eine sehr rutschige Partie und der Weissensee ist zugefroren.

Um als Taucher unters Eis zu kommen, ist das Absolvieren eines Kurses erforderlich. Meine Wahl fällt auf die Tauchschule Diving Weissensee, mit der ich schon in der Vergangenheit - sprich im Sommer - getaucht habe. Mimi und Basti sind die perfekten Gastgeber und kümmern sich um die Organisation für uns Eistaucher. An mehreren Wochenenden im Februar stehen beheizte Container zum Umziehen und Aufwärmen bereit und im Bistro im Strandbad Stockenboi erwarten die Taucher frische, heiße Speisen.

Der Eistauchkurs dauert anderthalb Tage und wird von Mimi, Basti und einem Tauchlehrer durchgeführt. Zunächst wird die Theorie im Trockenen und Warmen besprochen, bevor es aufs Eis geht. Dort stellt sich gleich die erste Herausforderung: Wir sollen Löcher ins 30-Zentimenter dicke Eis bohren und schneiden. Und das ohne Motorsäge, nur mit Eisbohrer und einer finnischen Eissäge. Ich staune nicht schlecht als wir fünfzehn Minuten später lediglich ein paar nicht nennenswerte Kratzer an der Eisoberfläche bewältigen. Dankenswerterweise übernimmt Basti mit der Motorsäge und schneidet in weniger als einer Minute einen kleinen Block aus dem Eis.

Nach einer wärmenden Tasse Tee geht der erste Kurstag auch schon zu Ende und wir alle fahren gemütlich zum Gasthof Wassermann. Dort sind auch die bereits zertifizierten Eistaucher untergebracht und die Gespräche am Abend drehen sich um die verschiedensten Tauchabenteuer. Wir haben uns über Taucherlebnisse in den Kärntner Seen und der ganzen Welt ausgetauscht. 

Nach einer gemütlichen Nacht und einem köstlichen Frühstück geht es zurück an den zugefrorenen Weissensee. Dort erwartet uns bereits der Tauchlehrer und bevor wir uns in die dicke und vor allem schwere Ausrüstung werfen, gehen wir nochmal die Sicherheitsregeln durch.

Und dann ist es wirklich soweit. Innerlich zieht sich alles zusammen als ich dick eingepackt in meinem Trockenanzug und meinem gesamten Equipment den lang ersehnten Schritt mache und es laut platsch macht. Das Wasser umarmt mich und ein großes Lächeln macht sich auf meinem Gesicht breit. Wieso? Die Wassertemperatur liegt spürbar über der der Luft - im gefrorenen Weissensee ist es also tatsächlich wärmer als im Trockenen.

Das Gefühl unter Wasser atmen zu können, überwältigt mich auch nach zehn Jahren des Tauchens immer wieder. Wie unsere Atemluft an der Unterseite des Eises zu tanzen beginnt und sich einen Weg in die Freiheit sucht, zieht mich komplett in den Bann.

Beim Eistauchen geht es nicht darum besonders tief zu tauchen, sondern mehr oder weniger direkt unter der Eisschicht zu tauchen und die wunderschönen Lichtspiele in dieser zu bestaunen. An manchen Tauchstellen sind auch versunkene und eingeeiste Baumstämme zu finden, die dem ganzen Unterwasser- Szenario etwas Mystisches verleihen.

Viel zu schnell vergeht unser Tauchgang unter dem Eis und wieder stelle ich überrascht fest, dass ich keineswegs friere und das kalte Wasser für kurze Tauchgänge keine Herausforderung ist.

Eine Prise Glück ist dieses Mal sogar dabei, denn wir sehen einen Fisch, der langsam durchs kalte Wasser schwimmt. Zum Abschluss folgen noch ein paar Übungen, die den Kurs abschließen. Danach klatschen der Tauchlehrer und ich uns ab: Ab jetzt darf ich auch ohne ihn und anderen zertifizierten Eistauchern unters Eis.