Die Kärntner Mundart ist so weich wie die runden Kuppen der Nockberge. Oder die sanften Hügel Mittelkärntens. Zischen, Rattern, Poltern kennt dieser Dialekt nicht. Sogar das „Ch“ ist bei uns sanft wie ein Lämmlein und kommt als warmes „H“ daher. Siehe „sicherlich“, auf Kärntnerisch: si:hali:h.
Schuld daran ist die Kärntner Dehnung, sagen Sprachforscher. Anderswo entwischen die Vokale wie aus einem Druckventil (Wasser, hoffen), in Kärnten wird an ihnen gezogen wie an einem Strudelteig (wo:sa, ho:fn). Landschaft und Lage prägen eben auch die Sprache: Angeblich rührt dies von einer lautlichen Anpassung an das Slowenische. Denn den slawischen Sprachen sind Doppelkonsonanten gänzlich fremd.
Soviel zur Theorie. Aber jetzt geht’s zum praktischen Teil. Hier gibt’s eine kleine Einführung in die bunte Welt des Kärntner Sprachgebrauchs, zum Schmunzeln oder auch zur Kontaktaufnahme beim nächsten Kärnten-Urlaub. Mit einem Kärntnerisch-Quiz ganz unten zum Verfestigen. So vül Zeit muass sein!
Wörterbuch
Gruß, Ausrufe
Habidere!
Servus! Abgeleitet von „Habe die Ehre!“
Pfiati!
Tschüss!
Hölfgott!
Zum Wohl! Zuruf, wenn jemand niest
Ingot, ingot!
Ausruf des Verzweifelns
Richtungsangaben
iba happs obe/aufe
die Direttissima hinunter/hinaus
hintrisch
rückwärts (gehen oder fahren)
furdrisch
vorwärts
deachl
drüben
durtn
dort
eine
hinein
ause
hinaus
bis då fur
bis da vorne
Menschentypen
Bosnigl, der
boshafter Mensch
Buachana, der
ein Kerl aus Schrot und Korn
Grantnzipf, der
übellauniger Mensch
Gschråp, der
(freches, lästiges) Kind
Hausstock, der
jemand, der gern und viel zuhause ist
Heita, der
bemitleidenswerter Mensch, verwendet als „årmer Heita“
Klefuziana, der
Geizhals
Krischpindl, dås
sehr magerer Mensch
Låp, der
gutmütiger, nachgiebiger Mann; verwendet als „a guata Låp“
Muhle, der
mürrischer Mensch
Nupla, der
unfähiger Mensch, Dilletant
Tschmaunkale, dås
körperlich sehr zartes, zerbrechliches Wesen
Plärrenge, der
ein, der viel jammert und klagt
Pleampl, der
einfältiger Mensch
Ungustl, der
ein Querulant
Urschl, die
naives oder ungeschicktes Mädchen
Redewendungen
Imma schen podschasne!
Immer schön langsam!
Homma jo kan Gneat!
Wir haben ja keinen Stress!
Vom Hudeln wern lei Kinder
Vom Herumstressen wird man nur schwanger, im übertragenen Sinn: Ohne Stress!
Lei låsn!
Lass gut sein, entspann dich!
Måch ka gschistegschaste!
Mach nicht so viel Wirbel darum
Augn zua und ause durchs Gschtaudach
Augen zu und durch!
Jo, eppa dechta nit!
Aber doch hoffentlich nicht!
Fralli wul!
Aber sicher doch!
Då werd ma gånz entrisch
Da wird mir ganz anders
Superkärntnerisch (für Fortgeschrittene)
ångetockert
zu warm angezogen
Derweil håbn
Zeit haben
bei jemanden einemeiern
jemanden umwerben, mit jemanden flirten
Eppes
etwas
Tschoda, der
Haare
Glotztischla, der
Friseur
Gneat, der
Stress, Eile gschaftig
gschaftig
wichtigtuerisch
krawutisch
wütend, zornig
herleichen
verleihen, verborgen
hintafotzig
hinterhältig
lei
nur
letz
übel, schlecht
nopfetzn
Nickerchen machen
Oasch und Pfad
unzertrennlich, gebraucht als: „de zwa san Oasch und Pfad“
Schaas, der
Furz, auch verwendet als Synonym für Blödsinn, Unfug
Schnaggalen, die
Schluckauf
Schwachta, die
(angeheiratete) Verwandtschaft
tschare gehen
pleite gehen
tschaupret
schlaftrunken, benommen
wigl-wogl
unentschieden
zuawehuckn
sich an jememanden ankuscheln
Kärnten verkosten
Achkatzlspeck, der
ganz dünner, fein durchzogener Speck
Erdäpfelreingalan, die
Taler oder kleine Knödel aus Kartoffel-Topfen-Masse
Einmåch, die
helle Mehlschwitze
Farfalan, die
eingetropfter Teig, Suppeneinlage
Glundner Kas, der
fein gewürzter Kochkäse
Gölbe Suppn, die
typische Kärntner Kirchtagssuppe
Kasnudl, die
Kärntner gefüllte Teigtaschen
Raftle, dås
Randstück vom Schwarzbrot
Ritschat, dås
Eintopf mit Rollgerste, Bohnen und Fleisch
Schmålzmuas, dås
süße, deftige Kirchtagsspeise
Wazan, der
Reindling, Kärntner Hefeteiggebäck
Test
Und nun: Gut eingelesen ins Kärntnerische? Dann ist dieser Test für Sie sicher leicht zu knacken.
1. „A longe Loja“ sagen die Kärntner zu:
a) einem Leiterwagen mit besonders langem Stiel
b) einer besonders großen, dünnen Frau
c) einer langen Liste
2. „I nimm dås Tscheafltaxi“. Was meinen Kärntner mit dieser Phrase?
a) Ich nehme das nächste Taxi
b) Ich fahre nicht heim, sondern bleibe hier
c) Ich gehe zu Fuß nach Hause
3. Was passiert, wenn in Kärnten jemand „an Fotz ziagt“?
a) Er hat Pech
b) Er hat Glück
c) Er macht ein missmutiges Gesicht
4. Wenn einem Kärntner „der Reiß geht“, dann bedeutet das:
a) Sein Reißverschluss klemmt
b) Er hat Angst
c) Er hat einen Hexenschuss
5. Ein „Zotnklauba“ ist in Kärnten
a) ein schlampig gekleideter Mensch
b) ein witziger Mensch
c) ein Hilfsarbeiter bei der Apfelernte
6. Jemanden als „Wichtschaas“ zu bezeichnen, bedeutet
a) er nimmt sich viel wichtiger, als er ist
b) er nimmt sich selbst nicht wichtig
c) er ist ein Gartenzwergliebhaber
Auflösung
1. b); 2. c); 3. c); 4. b); 5. a); 6. a)
0 und 1 richtige Antworten:
Sorry, aber das ist eher noch Pleampl-Niveau. Also reichlich Luft nach oben, was die Kärntnerisch-Kenntnisse betrifft.
2 bis 4 richtige Antworten:
Sie haben sich ein anerkennendes „Ka Schaas!“ verdient. Könnte was werden mit Ihrem Kärntnerisch.
5 und 6 richtige Antworten:
Nit letz, der Hund he! Ihnen kann man auf Kärntnerisch aber wirklich nix mehr vormachen. Gratulation!