Es ist schön, nach einer erholsamen Nacht mitten in den Bergen aufzuwachen. Alles ist ruhig, nur der Gesang der Vögel ist zu hören. Über die umliegenden Berggipfel bahnen sich langsam die ersten Sonnenstrahlen. Die Welt wird in ein warmes Licht getaucht. Und während die Natur rundherum erwacht, genießen wir unseren Kaffee und machen uns dann bereit für die längste Etappe des Trails. Insgesamt liegen 23 km vor uns. Obwohl die Strecke an sich technisch gut zu bewältigen und nicht schwierig ist, braucht es heute also Kondition und Ausdauer. Direkt zu Beginn überwinden wir die ersten 500 Höhenmeter und erreichen den Predigerstuhl (2.180 m). Die Aussicht von oben ist einfach sensationell. Bei klarem Wetter reicht der Blick bis nach Slowenien und man kann sogar den Triglav am Horizont erkennen.
Danach schlendern wir über schier endlose Almwiesen zur malerischen Wolitzenalm. Hier passieren wir einen idyllischen Bergsee, umgeben von zwei charmanten Holzhäusern. Die Szenerie könnte so auch aus einem Bilderbuch entsprungen sein. Nach einer weiteren kurzen, aber ausgiebigen Fotopause geht es nun ganz lange bergab. Wir entspannen auf dem Weg über die breite Forststraße nach unten, hängen unseren Gedanken nach und versinken in ausufernde Gespräche. Technisch muss man hier kaum auf etwas achten. So ist dieses Teilstück beinahe schon meditativ. Nur ein einziger Gedanke stört die heitere Stimmung und wird immer größer: Wir müssen später all die Höhenmeter, die wir jetzt so fröhlich bergab schlendern, wieder hinaufsteigen.
In meinem Kopf hat sich der folgende Gegenanstieg allerdings wilder angefühlt, als er dann wirklich ist. Es geht größtenteils moderat nach oben. Es gibt einen kurzen, steileren Weg, aber da bin ich von der Landschaft so abgelenkt, dass ich die Anstrengung kaum wahrnehme. Anstelle der relativ kargen, weitläufigen Wiesenflächen, die ich nun sonst in den Nockbergen erlebt habe, wandere ich hier nämlich durch eine sattgrüne Landschaft. Farne zieren den Wegesrand. Dazwischen gibt es einige moosbedeckte Baumstümpfe und über uns raschelt das Laub einiger Bäume. Und all die verschiedenen Grüntöne um mich herum leuchten um die Wette. Schließlich erreichen wir das Millstätter Törl, den höchsten Punkt der Etappe. Von hier oben können wir erstmals den Millstätter See unter uns bewundern, während auf der anderen Seite die hochalpinen Gipfel der Hohen Tauern im krassen Kontrast aufragen. Was für ein beeindruckender Anblick!
Unter uns kann ich auch schon die Alexanderhütte erkennen, die herrlich oberhalb des Sees liegt. Diesmal übernachten wir zu zweit in einem 6-Bett-Zimmer mit Waschbecken und sogar einem eigenen Balkon mit Seeblick. Doch was mich am meisten begeistert, ist das Abendessen. Ich entscheide mich für Kärntner Nudeln mit Tomate-Mozzarella-Füllung. Die Gerichte sind wunderschön angerichtet und schmecken köstlich. Auch das Frühstück am nächsten Morgen lässt keine Wünsche offen, mit einer vielfältigen Auswahl an regionalen Köstlichkeiten. Darunter Obst, Gemüse, Aufstriche und Müsli-Sorten. Vieles kommt aus der hauseigenen Landwirtschaft.