Der Nockberge-Trail führt über 128 km durch die atemberaubende Bergwelt Kärntens. Sanfte Anstiege, majestätische Gipfel, saftig grüne Almwiesen und tolle Ausblicke prägen die Tour. Und wir sind nahezu alleine unterwegs, während wir die letzten drei Etappen von Bad Kleinkirchheim zum Millstätter See über den unvergesslichen Trail von Hütte zu Hütte wandern.
Weitwanderung
Hallo Nockberge, ich bin bereit
Positiv aufgeregt schultere ich meinen Rucksack und gehe im Kopf nochmal die Packliste durch. Ich hoffe, ich habe nichts vergessen. Mein Rucksack fühlt sich so leicht an. Das liegt aber auch daran, dass ich diesmal einen Gepäcktransport dazugebucht habe. Denn was gibt es schöneres, als nach einem langen Tag in den Bergen abends in die gemütliche Jogginghose zu schlüpfen?
Ich trage also nur die notwendigsten Sachen am Körper, die ich für meine erste Etappe zum Erlacher Haus benötige. Konkret bedeutet das: Wasser, Brotzeit, Riegel, Erste-Hilfe-Set, warme Bekleidung, Regenjacke und Sonnencreme. Alle weiteren Kleidungsstücke, Schlappen, Hüttenschlafsack und Co. werden hoffentlich bereits auf mich warten, wenn ich ankomme.
Auf zum Erlacher Haus
Schon bald ist die charakteristische Silhoutte der Nockberge erkennbar. Diese Berge zeichnen sich durch sanfte Anstiege aus, mit wenigen spitzen Gipfel und zahlreichen runden, weiten Hügelkuppen. Bei diesem Anblick vergisst man schnell, dass die Kärntner Nockberge trotzdem bis zu 2.400 Meter hoch sind.
Für einen sanften Start in den Tag, oder je nach Zeit, kann man die Etappe mit der Biosphärenparkbahn Brunnach abkürzen. So kommen wir direkt hinein in den UNESCO Biosphärenpark Nockberge. Von der Bergstation auf rund 1.900 Meter Höhe geht es dann fast nur noch bergab. Wir folgen einem schmalen Waldpfad durch idyllische Lärchenwälder hindurch. Einige der Bäume haben skurrile Formen. Die Stämme wachsen ungleichmäßig und wild. So erinnert mich dieser Abschnitt an einen verzauberten Märchenwald. Und zwischen den verwunschenen Bäumen sehen wir immer wieder die umliegenden Nockberge herausblitzen.
Dann taucht plötzlich vor uns erstmals die Hütte auf, in der wir die erste Nacht verbringen werden. Das Erlacher Haus liegt harmonisch eingebettet inmitten der Bergwelt und überrascht im Inneren mit seinem Komfort. Anders als in anderen Hütten gibt es hier keine Matratzenlager. Stattdessen erwarten uns gemütliche Doppelzimmer mit eigener Dusche und WC. Ich bin beeindruckt. So eine Luxushütte hatte ich gar nicht erwartet. Nicht einmal den Hüttenschlafsack brauche ich. Die Betten sind bezogen und Handtücher liegen bereit. Das Erlacher Haus ist eher ein Hotel als eine Hütte.
Etappe 6
von Bad Kleinkirchheim
zum Erlacher Haus
Erlacher Haus
Erlacher Haus
Ankommen
Erlacher Haus
Langer Tag bis zur Alexanderhütte
Es ist schön, nach einer erholsamen Nacht mitten in den Bergen aufzuwachen. Alles ist ruhig, nur der Gesang der Vögel ist zu hören. Über die umliegenden Berggipfel bahnen sich langsam die ersten Sonnenstrahlen. Die Welt wird in ein warmes Licht getaucht. Und während die Natur rundherum erwacht, genießen wir unseren Kaffee und machen uns dann bereit für die längste Etappe des Trails. Insgesamt liegen 23 km vor uns. Obwohl die Strecke an sich technisch gut zu bewältigen und nicht schwierig ist, braucht es heute also Kondition und Ausdauer. Direkt zu Beginn überwinden wir die ersten 500 Höhenmeter und erreichen den Predigerstuhl (2.180 m). Die Aussicht von oben ist einfach sensationell. Bei klarem Wetter reicht der Blick bis nach Slowenien und man kann sogar den Triglav am Horizont erkennen.
Danach schlendern wir über schier endlose Almwiesen zur malerischen Wolitzenalm. Hier passieren wir einen idyllischen Bergsee, umgeben von zwei charmanten Holzhäusern. Die Szenerie könnte so auch aus einem Bilderbuch entsprungen sein. Nach einer weiteren kurzen, aber ausgiebigen Fotopause geht es nun ganz lange bergab. Wir entspannen auf dem Weg über die breite Forststraße nach unten, hängen unseren Gedanken nach und versinken in ausufernde Gespräche. Technisch muss man hier kaum auf etwas achten. So ist dieses Teilstück beinahe schon meditativ. Nur ein einziger Gedanke stört die heitere Stimmung und wird immer größer: Wir müssen später all die Höhenmeter, die wir jetzt so fröhlich bergab schlendern, wieder hinaufsteigen.
In meinem Kopf hat sich der folgende Gegenanstieg allerdings wilder angefühlt, als er dann wirklich ist. Es geht größtenteils moderat nach oben. Es gibt einen kurzen, steileren Weg, aber da bin ich von der Landschaft so abgelenkt, dass ich die Anstrengung kaum wahrnehme. Anstelle der relativ kargen, weitläufigen Wiesenflächen, die ich nun sonst in den Nockbergen erlebt habe, wandere ich hier nämlich durch eine sattgrüne Landschaft. Farne zieren den Wegesrand. Dazwischen gibt es einige moosbedeckte Baumstümpfe und über uns raschelt das Laub einiger Bäume. Und all die verschiedenen Grüntöne um mich herum leuchten um die Wette. Schließlich erreichen wir das Millstätter Törl, den höchsten Punkt der Etappe. Von hier oben können wir erstmals den Millstätter See unter uns bewundern, während auf der anderen Seite die hochalpinen Gipfel der Hohen Tauern im krassen Kontrast aufragen. Was für ein beeindruckender Anblick!
Unter uns kann ich auch schon die Alexanderhütte erkennen, die herrlich oberhalb des Sees liegt. Diesmal übernachten wir zu zweit in einem 6-Bett-Zimmer mit Waschbecken und sogar einem eigenen Balkon mit Seeblick. Doch was mich am meisten begeistert, ist das Abendessen. Ich entscheide mich für Kärntner Nudeln mit Tomate-Mozzarella-Füllung. Die Gerichte sind wunderschön angerichtet und schmecken köstlich. Auch das Frühstück am nächsten Morgen lässt keine Wünsche offen, mit einer vielfältigen Auswahl an regionalen Köstlichkeiten. Darunter Obst, Gemüse, Aufstriche und Müsli-Sorten. Vieles kommt aus der hauseigenen Landwirtschaft.
Nockberge Trail
Nockberge Trail
Aufstieg Prediger Stuhl
Am Gipfel
Prediger Stuhl
Blick auf die
Alexander Hütte
Alexander Hütte
am Nockberge Trail
Frühstück in der
Alexander Hütte
Abstieg zum Millstätter See
Nun liegt nur noch die achte und letzte Etappe vor uns. Bevor es losgeht, lassen wir an der Schaukel oberhalb der Alexanderhütte noch ein letztes Mal die Aussicht auf die Nockberge auf uns wirken. Hier kann man coole Fotos machen und die Gedanken fliegen lassen. Denn die Schaukel ist so positioniert, dass man über den Millstätter See zu schweben scheint. Nur wenige Meter darüber liegt der Tschierwegernock. Am Gipfelkreuz haben wir die letzten Höhenmeter der Tour geschafft. Zu unseren Füßen befindet sich das Ziel in Sichtweite. Seeboden liegt am rechten Ufer. Ab jetzt geht’s nur noch bergab. Der Abstieg erfordert andere Muskelgruppen als die Aufwärtspassagen der letzten Tage. Das ist erstmal ganz entspannt. Dafür merke ich 1.400 Höhenmeter irgendwann in den Knien. Zum Glück sind wir dann auch schon fast unten. In der Ebene spazieren wir die letzten Meter durch Seeboden geradewegs aufs Ufer des Millstätter Sees zu.
Dann liegt er vor uns. Wir stehen direkt am Millstätter See. Ich breite die Arme weit aus, als wolle ich ihn umarmen. Und irgendwie will ich das auch. Ich bin glücklich, dass wir angekommen sind. Jetzt freue ich mich auf etwas Entspannung am Wasser und auf einen Sprung ins Nass.
Schaukeln mit Blick auf den
Millstätter See
Aussicht auf den
Millstätter See
Tschierwegernock
Verdienter Abschluss im Badehaus Millstätter See
Im Badehaus Millstätter See leihe ich mir Handtücher, Badeschlappen und einen Bademantel aus. Es tut gut, aus den verschwitzten Klamotten rauszukommen und den Rucksack abzusetzen. Alles verschwindet in einem Spind. In weiser Voraussicht habe ich für diesen Moment einen Badeanzug eingepackt. Ansonsten gibt’s am Badehaus auch einen FKK-Bereich mit Pool- und Seezugang. Ihr müsst also auf den Badespaß nicht verzichten, weil die Badebekleidung keinen Platz mehr im Hüttenrucksack gefunden hat.
Das wäre auch zu schade. Denn es ist ein unbeschreibliches Gefühl, durch das Wasser zu schwimmen. Ich merke die müden Muskeln plötzlich gar nicht mehr und fühle mich stattdessen leicht und schwerelos. Vielleicht geht’s später zur Regeneration noch in die Sauna. Aber jetzt genieße ich erstmal einen entspannten Nachmittag auf der Liege am Strand.
Ankommen am Millstätter See
Badehaus Millstätter See
Gut zu wissen...
Wenn ihr die Tour nachgehen möchtet, könnt ihr noch verschiedene Annehmlichkeiten hinzubuchen. Eine Möglichkeit ist, das Gepäck mit dem Nockmobil von Hütte zu Hütte transportieren zu lassen und jeden Tag nur mit einem kleinen Daybag zu wandern, so wie es auch Marlene gemacht hat. Das Nockmobil kann aber bei Bedarf nicht nur das Gepäck, sondern auch euch shuttlen. Zum Beispiel, wenn ihr eine Etappe abkürzen möchtet, oder wenn ihr im Tal übernachten wollt. Denn neben den Hütten am Berg könnt ihr auch in Pensionen und komfortablen Hotels im Tal schlafen. Dann werdet ihr am Ende einer Etappe mit dem Nockmobil abgeholt, zum Hotel geshuttlet und am nächsten Morgen wieder rauf auf den Berg gebracht.
Ihr wollte noch weitere Infos zum gesamten Nockberge-Trail und habt noch nicht genug vom Wandern am Millstätter See und rund um Bad Kleinkirchheim? Es gibt viele weitere Wanderwege in Kärnten und inspirierende Erlebnisse wie das Weitwandern für Einsteiger am Via Paradiso oder Wandern mit Übernachtung im Biwak.
Video: Hüttenwanderung zum Millstätter See
Der Nockberge-Trail auf einen Blick
Länge:
128 Kilometer
Höhenmeter:
2.336 Meter
Anzahl Etappen:
8 Tagesetappen; Gehzeit 3 bis 7 Stunden
Schwierigkeitsstufe:
Mäßig
Besonderheit:
Sanft-hügelige Almhänge, Wellness & Wandern
Start-/Endpunkt:
Vom Katschberg bis zum Millstätter See
Tourenbeschreibung:
Buchungscenter:
Weitere Infos:
Bilder und Text: Marlene Vey - marlenesleben
Autorenvorstellung Marlene Vey - marlenesleben
Natur und Berge erlebbar machen. Neue Wege vorstellen. Menschen zum Rausgehen animieren. Das sind die Ziele hinter marlenesleben. Als Outdoor-Liebhaberin bin ich immer auf der Suche nach schönen Orten und interessanten Begegnungen. Auch das Schlemmen durch die jeweils lokale Küche kommt meist nicht zu kurz. Gleichzeitig liebe ich es, meine Eindrücke in Wort und Bild ausführlich festzuhalten. Und damit kann ich meist auch gut zeigen: Man muss nicht in die Ferne schweifen, viele Erlebnisse liegen direkt vor der Haustür.