Von mystischen Schluchten und tosendem Gewässer Barbarossaschlucht
Sabrina Schuett

Von mystischen Schluchten
und tosendem Gewässer

Vom Parkplatz aus müssen wir noch durch einen Tunnel unter den Bahnschienen hindurch, dann finden wir uns am idyllischen Ausgangspunkt der Barbarossaschlucht im angenehmen Schatten einer alten Linde wieder.

Von mystischen Schluchten und tosendem Gewässer Barbarossaschlucht

Barbarossa und das Wasser

Ihr Blätterdach überragt die Grundmauern des ehemaligen Klinzer Schlosses, einem Zeugnis der ehemals florierenden Stahlproduktion hier in Mühldorf. Ein märchenhafter Laubbogen führt uns hinein in die sagenumwobene Welt der Barbarossaschlucht. „An dieser Wasserstelle entlangkommend, fiel mir wieder ein, wie unser Kaiser Barbarossa einst davon erzählt hatte, dass die Flüsse bei allen Völkern und zu allen Zeiten die Grenze zwischen unserer Welt und dem Jenseits waren. Mit Ehrfurcht betrachtete ich den Lauf des Wassers, fast schien es mir lebendig zu sein...“ So beginnt die Sage rund um die Begegnung Barbarossas mit dem Teufel. Von Teufeln sehen wir hier nichts, aber das saftige Grün, das die Felsen umhüllt, fällt uns sofort ins Auge.

Lieblich und mystisch zugleich

So scheinen die überwucherten Felsen die Geschichte Barbarossas weiterzuerzählen. Der Teufel verbannte Barbarossa in diese Schlucht, wo er noch heute auf seine Befreiung wartet. Eine seltene Pflanze, ein besonderes Wasser, ein merkwürdiges Tier und ein funkelnder Stein können Barbarossa befreien. Bislang ist dies nicht gelungen und so umhüllt das grüne Moos die Felsen wie ein langer Bart.

Trotz dieser mystischen Geschichte ist die Schlucht lieblich, man hört die Vögel zwitschern und das Wasser rauschen. Unter einem eindrucksvollen Felsendach lädt ein Tisch, der des Kaisers letzte Rast gewesen sein soll, zu einer Pause ein.

Über einen schönen Waldweg erreichen wir wieder die alte Linde. Dass Barbarossa wohl nie einen Fuß in diese Schlucht gesetzt hat, ist eine andere Geschichte.

Die Kraft des Wassers

Für einen weiteren Spaziergang machen wir uns auf den Weg zum Naturdenkmal Raggaschlucht in Flattach. Hier am Eingang plätschert der Bach sanft vor sich hin, doch aus der Schlucht ist bereits das laute Tosen des Wassers zu hören. Über dem Eingang thront ein großer Felsbrocken, eingeklemmt zwischen den Felswänden, und macht uns die Kraft bewusst, mit der nach der Schneeschmelze Felsbrocken selbst dieser Größe spielend  vom Bach mit sich gerissen werden. Immer enger wird der Weg zwischen den steil nach oben aufragenden Felswänden und unter meinen Füßen rauscht der Bach mit gewaltigem Getöse.

Der zu Beginn so sanfte Raggabach demonstriert uns hier seine Kraft, mit der er über Jahrtausende seinen Weg durch das Gestein gesucht und spannende Felsformationen geschaffen hat.

Mal glänzt der Fels schwarz, bewachsen von grünen Pflanzen, dann schimmert er wieder rötlich oder gelb durch die Flechten, die ihn bewuchern, dann ist er wieder marmoriert und zeigt die verschiedenen Gesteinsschichten. An manchen Stellen ist er halbkreisförmig ausgespült, sogenannte "Kolke", wie wir von den Tafeln des Geolehrpfades erfahren.

Die Kraft der Natur

In der Hitze des Sommers ist die Schlucht herrlich erfrischend. Ein leichter Wassernebel steigt von dem tosenden Wasser auf und legt sich angenehm kühl auf meine Haut. Hin und wieder ist der Steg auch etwas rutschig, aber die Querstreben erleichtern das Gehen. Erst 2008 hatte das Sturmtief „Paula“ den gesamten Weg zerstört und erst zwei Jahre später konnte die Schlucht wieder geöffnet werden. So bleibt die Natur für uns Menschen immer unberechenbar, zeigt uns unsere Grenzen auf und bleibt faszinierend. Vom einstigen Sturm ist heute nichts mehr zu entdecken.

Von mystischen Schluchten und tosendem Gewässer Raggaschlucht

Der Sonne entgegen

Langsam dringt wieder mehr und mehr Licht zu uns herunter und nach 800 Metern und 200 Höhenmetern haben wir das Ende der Schlucht erreicht. Hier oben legen wir eine kleine Pause in der warmen Sonne ein und lassen den Blick über die Berge der Kreuzeckgruppe schweifen. Auch ein Schmetterling gesellt sich dazu und lässt sich neben mir auf einer Blume nieder. Zum Abschluss geht es dann die steile Almstraße talabwärts zum Ausgangspunkt zurück.
 

Über 100 Jahre Geschichte

Bei handgemachten Kasnudeln und Kuchen treffen wir im Gasthaus zur Raggaschlucht Annemarie, die Enkelin des ehemaligen Gastwirts. Bevor ihr Großvater mit viel Idealismus Ende des 19. Jahrhunderts die Begehung der Schlucht mit ermöglichte, nutzten Jäger und Holzarbeiter die Schlucht als Abkürzung zur Raggaalm. Ein waghalsiges Unterfangen, wenn ich an den rauschenden Bach denke.

Bei der Erschließung der Schlucht sicherten die Arbeiter ihre Leitern mit Seilen, um die Verankerungen in den Fels zu schlagen. Der Weg führte früher noch viel dichter über dem Wasser vorbei:

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Das war wildromantisch, schwärmt Annemarie, aber auch anfällig für die Fluten des Schmelzwassers.

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Deshalb verlaufen die Brücken heute etwas höher, aber der Weg ist nach wie vor beeindruckend für Groß und Klein und mit ein bisschen Vorsicht beim Gehen sind die 60 bis 90 Minuten Gehzeit für alle gut zu meistern.

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Text und Video: Sabrina Schütt; Bilder: Sabrina Schütt und NPHT

Autorenvorstellung: Sabrina Schütt

Ich bin Yogalehrerin und freie Redakteurin ... weil ... ich so meine Freiheit genießen kann. Mit Yoga kann ich Menschen einen Moment der Ruhe schenken und mit Worten meiner Freude am Schreiben nachgehen. In meiner Freizeit bin ich gerne in den Bergen unterwegs, entweder beim Klettern oder Wandern.

Das besondere an der Kärntner Natur ist für mich die faszinierende Schönheit und die immer noch wilden und unberührten Flecken, die es zu erkunden gibt. Mein Lieblingslingsgericht aus der Kärntner Küche sind Kasnudeln.

Lieblingszitat: ... alle sagten: Wir werden umso authentischer je näher wir dem Traum kommen, den wir selbst von uns haben.


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