Weitwandern in Kärnten
Die Vorfreude hat ein Ende – es ist soweit: Heute starten Anna und ich unseren - in regelmäßigen Abständen stattfindenden - Freundinnenausflug, bei dem wir aus der Tradition heraus jeweils einen uns unbekannten Wanderweg in Kärnten entdecken. Diesmal ist es Etappe 2 des Weitwanderweges Via Paradiso am Millstätter See (14,1 km; 586 Höhenmeter bergauf/589 Höhenmeter bergab). Wir freuen uns riesig, wieder einmal einen Tag gemeinsam in der Natur unterwegs zu sein. Auf einer Route, die nicht zu anstrengend und zu schwierig ist, sondern dazu einlädt, auch ausreichend zu plaudern und die beeindruckende Landschaft zwischen Bergen und See zu genießen. Ob’s wirklich paradiesisch wird? Wir lassen uns überraschen!
Tipp: Der Via Paradiso entfaltet bereits im Frühling seine volle Pracht. Während andere Wanderwege noch nicht zugänglich sind, lädt der Via Paradiso schon jetzt zu unvergesslichen Erkundungen ein.
Hier gleich ein paar Fakten zur „Suche nach dem Paradies vorweg“:
Der Via Paradiso umrundet den Millstätter See in vier Tagesetappen. Gestartet wird in Döbriach, der Endpunkt liegt nach 55 Kilometern vollgepackt mit unvergesslichen Eindrücken und Erlebnissen am Sternenbalkon am Mirnock. Unsere Tour widmet sich Etappe 2, die von Millstatt über 14,1 Kilometer bis nach Seeboden führt. Wir starten unseren Wandertag nahe dem Badehaus Millstätter See direkt am Millstätter See. Am Weg zum Stift decken wir uns noch mit einer kleinen kulinarischen Stärkung beim Hofladen von „nockfranz“ ein, der ein ordentliches Angebot an hochwertigen Produkten aus der näheren Umgebung bereithält. Slow Food ist in der Region ein wichtiges Thema – Millstatt und Seeboden sind sogenannte Slow Food Villages – Orte des guten Lebens, mit Allem was seitens der Slow Food Philosophie dazugehört. Wir entscheiden uns keine klassische Wanderjause, sondern ein wenig süßes Biogebäck mitzunehmen, da wir beide gut gefrühstückt haben und uns im Anschluss an unsere Wanderung mit einem Abendessen direkt am See belohnen wollen.
Wer Jause für unterwegs braucht, ist im Hofladen von "nockfranz" gleich neben dem Stift richtig
Das erste Mal zum Staunen kommen wir nur wenige Schritte später. Das imposante Kloster und Benediktinerstift Millstatt prägt den Ort und gehört zu den schönsten romanischen Bauwerken in Kärnten. Auch ein Blick in die Stiftskirche lohnt sich, befinden sich hier doch einige der bedeutendsten kunsthistorischen Besonderheiten Kärntens. Zudem ist die Kirche prächtiger Austragungsort der weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten Musikwochen Millstatt.
Im Innenhof mit prächtigen Arkaden spendet die ehrwürdige 500jährige Linde einem schlafenden Hund Schatten. Idylle pur. Befinden wir uns etwa schon im Paradies?
Nur wenige Meter später erreichen wir die Abzweigung zum Schluchtweg, der entlang des Riegerbaches führt, natürlichen Schatten spendet und auch Kreuzungspunkt für weitere markierte Wanderwege ist. Ebenfalls auf Teilen des Schluchtenweges und des Via Paradiso, der aus dem Millstätter See Höhensteig weiterentwickelt wurde - mit neuen Aussichtspunkten und Wegführung näher am See, ideal für Einsteiger, da durch die geringen Höhenmeter wenig bis gar nicht anstrengend - wandelt man am Domitian Pilgerweg.
Über Treppen, Steige, Holzbrücken und Waldboden geht es wie durch einen grünen Tunnel mit mäßiger Steigung und entlang des Riegerbaches Richtung Obermillstatt. Das Wasser sorgt nicht nur für eine beruhigende Hintergrundmusik sondern verleiht der Luft auch eine angenehme Kühle. Es baut sich ein heißer Sommertag auf – vielleicht hätten wir unsere Wanderung doch etwas früher starten sollen.
Einige Familien mit Kindern kreuzen unseren Weg. Auch sie genießen sichtlich das „Waldbaden“, wie das Wandern durch den Wald und die dabei intensive Wahrnehmen der Natur heutzutage genannt wird.
Einige auffällige Klangkunstwerke, die den Wanderer zum Innehalten und Probieren einladen, säumen den Weg und fügen sich harmonisch in die Landschaft ein. Nach ungefähr einer Stunde erreichen wir ein Marterl mit einem herrlichen Ausblick. Wir sehen zum ersten Mal den glitzernden Millstätter See vor uns liegen und lassen den Blick über den in der Ferne erkennbaren Sportberg Goldeck schweifen. Nur wenige Schritte von uns entfernt - ein betagtes Holzhäuschen mit neuen Bienenstöcken. Wir plaudern und lassen uns am gemütlichen Waldweg treiben – hin und wieder sind wir so in unseren Gesprächen vertieft, dass wir unser Handy zur Wegbeschreibung zu Hilfe nehmen müssen. Nur um sicher zu stellen, ob wir noch am richtigen Weg sind. Wenig später werden wir wieder mit einer unvergesslichen Aussicht belohnt - See- und Bergberührungen® ohne Ende. Und immer wieder geht es vorbei an Gärten mit Apfelbäumen, die reichlich Früchte tragen. Wie war das mit dem Apfel und dem Paradies?
Kunstwerke des einstigen Klangweges
Schön, gemeinsam Zeit beim Wandern zu verbringen
Unser Weg führt auch am Biohof Portisch vorbei, einen Betrieb von Familie Glawischnig, die u.a. hinter „nockfranz“ steht, die die Alexanderhütte mit köstlichen Produkten und Gerichten in Slow Food Qualität betreibt und die auch Genossenschafter der Käserei Kaslabn im nahen Radenthein ist.
Der Aufstieg durch den Wald wird belohnt - mit einem ersten Blick auf den Millstätter See
Dieser Teil des Weges führt durch den Schatten mächtiger Fichten - der See bleibt fast immer in Sichtweite
Zur Stärkung gibt's Bio-Zuckerreinkerl, Schoko-Muffin und Apfel
Immer wieder führt uns der Weg auf und ab und beschert uns wunderbare Aussichtsplätze mit Seeblick. Aber nicht nur. Wir durchwandern auch lebendige Geschichte, von der Bauernhöfe, Kirchen und besondere Bauwerke erzählen. In der malerischen Ortschaft Treffling lohnt sich ein Rundgang.
TIPP: Wer Lust zum Einkehren hat, kann dies beim Trefflinger Wirt, der jeden Freitag Angus Burger kredenzt. In der Milchgenusshütte Schneider und im Hofladen der Bauerngreißlerei Löscher kann man sich mit Köstlichkeiten für daheim eindecken.
Unser nächster Stopp ist bereits in Sichtweite:
die Burg Sommeregg in Seeboden, wo alljährlich im Sommer zu Ritterspielen geladen wird. Hier erwacht das Mittelalter mit Markt, Gauklerei und Ritterturnieren zu neuem Leben. Mit Pauken und Trompeten werden wir nach Stunden der Stille blitzartig in die Gegenwart zurückkatapultiert.
Wir absolvieren die letzten Kilometer.
Im Blumenpark direkt am See - nach rund 6 Stunden - ist unser Ziel erreicht. Wir befreien uns sofort von unseren Wanderschuhen und kühlen unsere Füße im See. Welch ein Genuss!
TIPP: Wer in einem Mitgliedsbetrieb der Millstätter See Inclusive Card übernachtet, bezahlt nur 3 Euro pro Person.
Zurück nach Millstatt gelangen wir mit dem individuell buchbaren Rufsammeltaxi Nockmobil.
Die Buchung sollte mindestens 60 Minuten vor dem Wunschtermin erfolgen, die Abholung erfolgt bei einer der mehr als 600 Haltestellen.
Innerhalb von 20 Kilometern kostet das Ticket für uns beide 14 Euro.
Wie könnte der Tag schöner ausklingen als auf einer der gemütlichen Seeterrassen, die das Leben am sommerlichen Millstätter See prägen. Gesagt, getan. Wir entscheiden uns für das Restaurant L’Onda im 1. Kärnten Badehaus in Millstatt. Im Sommer sollte man auf jeden Fall rechtzeitig einen Tisch reservieren. Bei fangfrischem Kärntner Fisch und Kärntner Käsnudel lassen wir den Tag Revue passieren. Mit Blick auf den See und dem durch und durch guten Gefühl, für einen Tag lang unser kleines Paradies gefunden zu haben.
Das haben wir uns verdient: Abendessen direkt am See im Badehaus Millstätter See
Wir lieben's traditionell: Fischvariationen aus Kärnten und Kärntner Käsnudel
Im Nachhinein ärgern wir uns ein wenig, dass wir nicht noch einen Tag angehängt und eine weitere Etappe des Via Paradiso geplant haben. Auch eine Übernachtung in einem der Biwaks, zum Beispiel „Biwak Garten“ in Seeboden, wäre noch schön und mal etwas komplett Neues gewesen. Aber der nächste Freundinnen-Wandertag kommt ja bestimmt.
" Der Via Paradiso auf einen Blick
Länge:
55 Kilometer
Höhenmeter:
je nach Etappe bis zu 650 Höhenmeter
Anzahl Etappen:
4 Tagesetappen mit bis zu 15,5 km
Schwierigkeitsstufe:
meist leicht, abschnittsweise jedoch moderat
Besonderheit:
Sanft-hügelig, Genuss & Wandern, Seenähe
Start-/Endpunkt:
Von Döbriach am Millstätter See bis Alpengasthof Bergfried/Sternenbalkon
Weitere Infos:
Tourenportal Kärnten:
Buchungscenter:
Almhütten in Kärnten entdecken:
Besondere Unterkünfte:
Bilder, Text und Video: Ute Zaworka
Autorenvorstellung: Ute Zaworka
Natürlich fahre ich im Winter auch gerne Ski, aber voll und ganz in meinem Element bin ich in der warmen Jahreszeit. Ich trage gerne Flip Flops und kurze Hosen und verbringe meine Freizeit am liebsten im Grünen - egal ob in meinem Garten, beim SUPen am See, beim Wandern in den Kärntner Bergen oder am Golfplatz.
Ein großes Anliegen meinerseits ist es, Menschen von der Schönheit und Besonderheit Kärntens, auch kulinarisch und kulturell gesehen, zu erzählen und begeistern.
Und weil das Schreiben und Fotografieren seit vielen Jahren eine meine Lieblingsbeschäftigungen ist, mache ich das auch in Form von Erlebnisgeschichten.
Motto: „Das Geheimnis der Freiheit ist der Mut.