Auf des Kaisers Spuren am Alpe-Adria-Trail, jedoch ohne das erhoffte Kaiserwetter. Dicker Nebel umhüllt die Kaiser Franz Josefs Höhe auf 2369 Meter Seehöhe, als wir aus dem Nationalpark-Wandertaxi hüpfen. Durch unsere entspannte Anreise am Vortag mit dem Zug bis in das Bergsteigerdorf Mallnitz und dem Bahnhofshuttle in das Hotel, die Nationalpark Lodge in Heiligenblut, können wir heute ausgeruht und ohne Jetlag unsere erste Etappe starten. Fahrer Christian wirft rasch einen prüfenden Blick gen Himmel: „Am besten, ihr schaut euch zuallererst die Ausstellung an und macht euch dann auf den Weg. Ich bin mir sicher, dass sich der Nebel verziehen wird.“ Gesagt, getan, denn immerhin warten auf vier Stockwerken und 1.500 m² Ausstellungsfläche sämtliche Informationen um die zweite Majestät, um die sich hier oben alles dreht: Den Großglockner, den höchsten Berg Österreichs.
Zu sehen gibt es mehr als genug: Über 6000 Jahre alte Zirben, den sogenannten „Gletscherbaum“, Details über die Erstbefahrung der Großglockner Hochalpenstraße und natürlich die Pasterze, der größte Gletscher Österreichs und der Ostalpen. Von dessen Mächtigkeit wollen wir uns selbst überzeugen und begeben uns zum Start unseres eigentlichen Abenteuers: Der ersten Etappe des Alpe-Adria-Trails, dem Weitwanderweg vom Fuße des Großglockners bis zur Adria nach Muggia. 43 Etappen lang und rund 750 Kilometer führt der Weg quer durch die drei Länder Österreich, Italien und Slowenien, auf uns warten heute die ersten 13 Kilometer. In steilen Serpentinen steigen wir entlang des „Gletscherweges Pasterze“ hinab.
Und schon sind wir mittendrin in der Geschichte des Jahres 1856. Damals reiste Kaiser Franz Josef mit seiner Sisi nach Heiligenblut. Der damals 26-jährige Monarch wünschte, die Pasterze zu sehen, und wanderte mit seiner Gefolgschaft den ganzen Weg hinauf bis zum heutigen „Kaiserstein“, wo man ihm ein Denkmal gesetzt hat.
Seine Gemahlin begnügte sich indes mit einem Ausflug bis zur Elisabethruhe, knappe 300 Höhenmeter darunter. Reichte die Pasterze damals weit hinunter, wovon einzelne Hinweisschilder die Wanderer in Kenntnis setzen, so hat sie sich seit dem Höhepunkt der letzten kleinen Eiszeit stetig zurückgezogen. Der Sündenbock trägt den Namen Klimawandel, zehn Meter pro Jahr büßt die Pasterze an Länge ein, ein dramatischer Gletscherrückgang.
Gedankenversunken wandern wir den Weg entlang zum Sandersee über eine Landschaft, die vor wenigen Jahrzehnten noch unter einer mächtigen Eisdecke verborgen lag. Dem Wasser folgen wir dabei stetig, bis dieses donnernd in die enge Möllschlucht abzweigt und wir dann doch lieber den Weg über die darüberlegende Hängebrücke wählen. Was für ein gewaltiges Naturschauspiel.
Sattes Grün, eine mächtige Felsszenerie, die Welt inmitten der Dreitausender ist schon eine beeindruckende. Ganz gleich, ob sich die Spitze des Großglockners dabei in dichten Nebel hüllt oder nicht, denn zu sehen gibt es entlang des Trails ständig wechselnde Natur- und Kulturlandschaften.
Vorbei am Margeritzensee schlängelt sich der Weg hinab zu den Almen Heilgenbluts. Vorbei an Trogalm, dem beeindruckenden Leiter-Wasserfall und der Briccius-Kapelle, sollte man unbedingt eine Pause auf der Sattelalm einplanen. Hier laden regionale Speisen zum Genießen und Verweilen ein. Ein besonderer Tipp sind die selbstgemachten Joghurt-Spezialitäten vom Bio-Bauer.
Die überragenden Felsen liegen bereits lange hinter uns, als wir die bekannte Wallfahrtskirche von Heiligenblut erblicken. Über den Haritzersteig, die alte Glocknerstraße und vorbei am gewaltigen Gößnitz-Wasserfall führt der Weg direkt in das Ortszentrum. Der Großglockner Hochalpenstraße liegt übrigens eine lange Geschichte zugrunde: Schon vor 3500 Jahren wagten Menschen den Weg über das 2504 Meter hohe Hochtor. Der Wandel vom gefährlichen Bergpfad zur beliebtesten Passstraße Österreichs vollzog sich im Jahre 1935, als die neue Straße feierlich eröffnet wurde. Der Durchsetzungskraft des damaligen Salzburger Landeshauptmannes Franz Rehrl und der Planung des Bauingenieurs Franz Wallack ist es zu verdanken, dass das Projekt tatsächlich umgesetzt wurde. Die 48 Straßenkilometer und 36 Kehren wurden verbreitert und ausgebaut, Parkplätze, Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe, moderne Ausstellungen und Erlebniswege ziehen heute im Schnitt etwa 900.000 Besucher jährlich an.
Nach 13 Kilometer in den Füßen erreichen wir die Nationalpark Lodge der Familie Pichler. Ein perfekter Ort, um sich mit Wellness, Saunaaufguss und köstlicher Kulinarik zu erholen. Ob im Spa mit Wildkräuterduft und Panoramablick oder in der Pionierbar am lodernden offenen Kamin, hier kann man erlebte Abenteuer genussvoll Revue passieren lassen und neue Pläne schmieden. Denn das Motto des Vier-Sterne-Hotels lautet nicht umsonst „into the wild“.
Übrigens: Der Tipp mit der geglückten Unterkunft stammt von dem umfassenden Service des Alpe-Adria-Trail Buchungscenter. Wer dort bucht, darf auf den kompletten Service der Trail Angels zurückgreifen: Mobilitätsservice sowie Bahnhofshuttle ab Mallnitz für eine grüne Anreise. Der Bahnhofshuttle mit seinem Last-Mile-Service bringt jeden sicher zu über 4.900 Betrieben und mehr als 260 Ausflugszielen in ganz Kärnten.
Weiters sorgen am Alpe-Adria-Trail der praktische Gepäcktransfer sowie die Trail Angels Service Hotline für ein entspanntes Wandererlebnis ohne 25 Kilo Rucksack. Das Motto der Hotline: Frei wandern und neue Wege auf eigene Faust entdecken, aber sich dabei nie alleingelassen fühlen. Das fühlt sich richtig gut an.
Infos:
www.bookyourtrail.com
www.alpe-adria-trail.com
Gehzeit:
5,5 Stunden
Länge:
13,1 Kilometer
Aufstieg:
173 Meter
Abstieg:
1.267 Meter
Bilder und Text: Sabine Ertl
Ich bin selbstständig mit meiner Werbeagentur Gedankenschmiede ... weil ... ich meinen kreativen Gedanken gerne freien Lauf lasse. Mit Wandern, Laufen, Reiten, Bergsteigen, Reisen und neue Wege entdecken verbringe ich meine Freizeit.
Das besondere an der Kärntner Natur ist für mich die einzigartige Vielfalt verpackt in einer unvergleichbaren, bestechenden Schönheit. Das fasziniert mich an Kärnten am meisten: Der Süden spielt wirklich alle Stücke, man muss sich lediglich darauf einlassen. Ich für meinen Teil erlebe das jeden Tag aufs Neue – und das macht Kärnten für mich nun mal so einzigartig lebenswert.
Lieblingszitat: ... alle sagten: „Das geht nicht.“
Dann kam einer, der wusste das nicht und hat’s einfach gemacht.