Auch wenn beim Wandern die Vorbereitung auf die Tour das Um und Auf ist – wenn das Wetter nicht mitspielt, hilft gar nichts. Als ich mich um 8 Uhr in Döbriach am Millstätter See mit Insiderin Anna zum gemeinsamen Abmarsch Richtung Etappe 13 am Alpe-Adria-Trail treffe, prasseln dicke Regentropfen auf den Ortskern nieder. Wir sind uns einig: Das mit der 23 Kilometer langen Wanderung wird heute nichts.
Der Wetterbericht für den nächsten Tag hingegen verspricht Sonnenschein und auch die außergewöhnliche Unterkunft direkt am See ist fix gebucht. Also kein Grund für schlechte Laune, ganz im Gegenteil.
Auch an Schlechtwetter-Alternativen mangelt es in der Umgebung nicht – ich entscheide mich für Sagamundo – „Haus des Erzählens“ direkt in Döbriach. Das Familienausflugsziel fasziniert auch Erwachsene, die sich für Märchen und Sagen aus der Umgebung begeistern lassen. Hier trifft man auf Feldfee Florauna, macht Bekanntschaft mit dem Mirnock Riesen, hört das Lied des Bergmanns und wandelt auf den Spuren des Heimatfoschers Matthias Maierbrugger. Mit Multi-Media-Show, eigenem App und Rätsel Spiel mit Geheimschrift und 3-D-Brillen.
Versteckt und sehr gemütlich: Biwak Schilf
Ebenfalls einen Ausflug wert sind das Granatium und die Schaukäserei Kaslabn in Radentheim sowie das Badehaus Millstätter See und die Künstlerstadt Gmünd mit dem Porsche Museum.
Das Badehaus Millstätter See
Für mich: „Liebe auf den ersten Blick“.
Ein kleines Holzhaus mit Terrasse direkt am Wasser und umgeben von einem Schilfgürtel, in dem sich junge Enten und Schwäne geräuschvoll tummeln. Ich schließe die Tür auf, rieche das Zirbenholz, falle aufs Bett und lasse den Blick durch die Seitenfenster über den See und durch die Dachflächenfenster zum Himmel schweifen. Ich frage mich, ob ich morgen überhaupt fit für die Wanderung sein werde, weil ich die ganze Nacht wach bleiben möchte, um diese magische Atmosphäre so lange wie möglich zu genießen. Wie sich später herausstellt, habe ich die Citronella-Mückenlichter völlig umsonst gekauft – die ganze Nacht kein nerviges Getier weit und breit.
Nun zieht ein weiterer heftiger Sturm auf – dennoch ist es auf der Terrasse gemütlich und ausreichend warm zum Sitzen. Die Wolken werden dicker und schwärzer, von Fern hört man Kinderlachen. Der Millstätter See wirkt zwischen den Bergen wie das Wasser in einer Nusschale.
Gegen 18 Uhr wird die gebuchte Verpflegung geliefert.
Was für eine Überraschung – ein Picknickkorb mit köstlichen Produkten aus der näheren Umgebung: Eingelegtes Gemüse, Speck, Würste und Käse. Dazu Gebäck, Äpfel – und Schaumwein.
Insgesamt sind am Millstätter See sechs Biwaks buchbar. Diese romantischen Rückzugsorte eignen sich perfekt für einen Kurzurlaub zu zweit. Der im hinteren Bereich angesiedelte Waschraum verfügt zwar über eine Toilette und ein Waschbecken - fließendes Wasser gibt es jedoch nur am Wasserhahn an der Außenwand. Aber wer braucht schon eine Dusche, wenn man direkt vor dem Häuschen in den See springen kann.
Nach Einbruch der Dunkelheit ziehe ich mich in das bequeme Bett zurück und freue mich auf die Nacht mit freier Sicht auf die Sterne. Die Schlechtwetterwolken haben sich mittlerweile verzogen und so leuchtet mir der Vollmond die ganze Nacht.
Am nächsten Morgen erwarten mich Anna, blauer Himmel und Sonnenschein. Die Stärkung für den Tag gibt es beim Frühstück im Hotel Post in Döbriach, dem der „Biwak Schilf“ angehört.
Wir starten unsere Tour um 8.30 Uhr bei der Nockmobil-Haltestelle im Ortszentrum von Döbriach. Anna hat das Rufsammeltaxi für uns am Vortag gebucht – und so haben wir die ersten 1000 Höhenmeter in rund 30 Minuten per Auto erledigt. Fahrer Peter, ein launiger Erzähler, hält seine Meinung zu unserer Tour nicht hinterm Berg – „Mah, das ist aber ein schöner Hatscher“.
Das Nockmobil ist ein praktisches, umweltfreundliches Fortbewegungsmittel und bei Übernachtung in ausgewählten Betrieben rund um den Millstätter See noch dazu äußerst günstig. Mit der Millstätter See Inclusive Card lässt man sich um 3 Euro chauffieren. 600 Haltestellen sind in der Region verfügbar - gebucht wird online, per App oder telefonisch.
Ganz bis zum Einstieg zum Alpe-Adria-Trail und den 3 markanten Säulen, die den Beginn jeder der 43 Etappen signalisieren, kann uns das Nockmobil allerdings nicht bringen. Wir müssen bei der etwas tiefer gelegenen Schwaigerhütte aussteigen und die restlichen Höhenmeter über einen Forstweg überwinden. 30 Minuten später, bei der Alexanderhütte angekommen, werden wir vom Panorama überwältigt. Kaumwo sonst spürt man die Berg-Seen-Kombination Kärntens besser als hier. Ebenfalls bei der Alexanderhütte nimmt der „Weg der Liebe“, der auf sieben Stationen bis zur Lammersdorfer Hütte führt, seinen Anfang. Er lädt dazu ein, sich Gedanken über die Liebe zu machen und diese auch mündlich an den Liebsten und schriftlich in vor Ort hinterlegten Bücher, zu finden in wetterfesten Holzboxen, festzuhalten.
Perfektes Wanderwetter, klare Luft und unglaubliche Weitsicht. Vorbei an Stationen des „Weg der Liebe“ und der Millstätter Hütte erreichen wir nach einem rund einstündigen Anstieg auf Schotterweg und steinigem Steig unseren ersten Gipfel und den höchsten Punkt unserer Wanderung – den 2100 Meter hohen Kamplnock. Belohnt werden wir mit einem imposanten Bergpanorama der Karawanken, Julischen und Karnischen Alpen, des Nationalparks Hohe Tauern und der Gurktaler Alpen.
Von nun an geht es stundenlang am unbewaldeten Bergkamm dahin. Die Natur spielt die Hauptrolle und man kann sich an Bergen und dem Millstätter See einfach nicht sattsehen. Die Almrosen blühen bereits tiefrot und locken bunte Schmetterlinge an. Ein paar Kühe dort, ein Murmelloch da, Noten und Text zum Mitsingen beim Obermillstätter Almkreuz.
Hier in der Region befindet sich das größte Granatvorkommen Europas. Mit dem imposanten Aussichtspunkt Granattor – ein sehr beliebtes Fotomotiv - wird spektakulär darauf hingewiesen.
Ruhiger geht es auf den nächsten Kilometern zu. Wir beschließen außerdem, die Köstlichkeiten in der Lammersdorfer Hütte auszulassen, um gleich den Anstieg zum Jufenkreuz (1802 Meter) in Angriff zu nehmen.
Mittlerweile ist es Nachmittag und wir sind über den Waldweg im Schatten der Bäume dankbar. Am Gipfel angekommen stärken wir uns mit Äpfeln, Müsli-Riegel, Wasser und Bananen. Mittlerweile dringend notwendig.
Über Wald- und Forstwege geht es stetig abwärts ins Tal - bei dieser Etappe insgesamt 1700 Höhenmeter. Wir haben bereits im Vorfeld beschlossen, uns die letzten 3 Kilometer – von Matzelsdorf nach Döbriach, mit dem Nockmobil bringen zu lassen.
Schließlich möchten wir den Tag gemütlich und mit einem Sprung in den Millstätter See beschließen. Das hat zur Folge, dass wir den Aussichtspunkt Hohe Wand und den Jungfernsprung auslassen. Wenn ich mich an die namengebenden Erzählungen in Sagamundo zurückerinnere, sind mir diese Orte nach einem so überwältigenden Tag am Berg ohnehin viel zu dramatisch.
Kulinarik-Tipp für den Berg:
Einkehr in der Alexanderhütte und Lammersdorfer Hütte – beide ausgezeichnete Slow Food Betriebe.
...am Alpe-Adria-Trail!
Verbinden Sie die absolute Freiheit eines Backpackers und die Sehnsucht nach dem Besonderen, mit Service, Komfort und Sicherheit:
Mobilitätsservice, Bahnhofshuttle ab Spittal für eine grüne Anreise, Gepäcktransfer sowie die Trail Angels Service Hotline für sämtliche Fragen.
Gehzeit:
7:30 Stunden
Länge:
23 Kilometer
Aufstieg:
516 Höhenmeter
Abstieg:
1.726 Höhenmeter
Tourenportal Kärnten:
Bilder und Text: Ute Zaworka
Natürlich fahre ich im Winter auch gerne Ski, aber voll und ganz in meinem Element bin ich in der warmen Jahreszeit. Ich trage gerne Flip Flops und kurze Hosen und verbringe meine Freizeit am liebsten im Grünen - egal ob in meinem Garten, beim SUPen am See, beim Wandern in den Kärntner Bergen oder am Golfplatz.
Ein großes Anliegen meinerseits ist es, Menschen von der Schönheit und Besonderheit Kärntens, auch kulinarisch und kulturell gesehen, zu erzählen und begeistern.
Und weil das Schreiben und Fotografieren seit vielen Jahren eine meine Lieblingsbeschäftigungen ist, mache ich das auch in Form von Erlebnisgeschichten.
Motto: „Das Geheimnis der Freiheit ist der Mut.