Das Wichtigste beim Wandern ist,
den Stress daheim zu lassen!

Der Zeitpunkt für die rund 15 Kilometer lange Wanderung von Heiligenblut nach Döllach könnte nicht besser gewählt sein – ein bisschen Abstand zum Alltag und Zeit zum Ordnen der Gedanken sind gerade dringend notwendig.

Erst wenn die Hektik weg ist, macht das Erzählen Sinn

Wir starten unsere Tour beim offiziellen Startpunkt gleich neben dem Haus der Steinböcke – und schon kippe ich kopfüber in Rons Erzählungen, die sich zuerst mit unserer Streckenführung und dann mit seinen Erfahrungen, die er über die Jahre mit geführten Touren aber auch als Gastgeber für Wanderurlauber gesammelt hat, beschäftigen. 

Interessant, wie die Menschen, meist von Städten stammend und die Ruhe in der Natur suchend, so ticken. Die meisten Urlauber brauchen ein bis zwei Tage zum Runterkommen – erst wenn die Hektik weg ist, machen Erklären und Erzählen Sinn. Ziel der Nationalpark Ranger ist es nicht nur, Gäste und Urlauber sicher ans Ziel zu bringen, sondern ihnen auch die Augen für die Besonderheiten der Natur zu öffnen. Wanderer sollen Flora und Fauna beobachten und genießen können. Die Sicherheitstipps der Ranger beschränken sich nicht nur auf das Wohlbefinden der Wanderer – sie sorgen auch für Sicherheit bei Weide- und Wildtieren.

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Wandern am Alpe Adria Trail Heiligenblut

Die Kirche von Heiligenblut mit dem wolkenverhangenen Großglockner

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Wandern am Alpe Adria Trail Naturpark Ranger

Nationalpark Ranger Ron Kaptyn beim Startpunkt der Etappe 2 in Heiligenblut

Durch Kulturlandschaften und auf den Spuren der Bergbauern

Die leichte Wanderung führt entlang von blühenden Wiesen und durch Kulturlandschaften, die von Menschen gepflegt werden. Das Arbeiten im steilen Gelände stellt die Bergbauern nicht selten vor große Herausforderungen. „Würden die Wiesen nicht gemäht werden, würden sie in wenigen Jahren zugewachsen und verwildert sein“, erzählt Ron, gebürtiger Holländer und seit den 60iger Jahren gemeinsam mit seiner holländischen Ehefrau mit Kärnten in Liebe verbunden. 

Es ist so ruhig hier, so friedlich und idyllisch. Die Überlegung, vielleicht einmal selbst für eine Zeit auf der Alm zu leben und zu arbeiten, verwerfe ich in der Sekunde. Auch wenn das Vogelgezwitscher, die herrliche Bergluft und das atemberaubende Panorama eine wunderbare Einheit ergeben. Zudem wächst mein botanisches Interesse mit jedem Meter, in den schillerndsten Farben erstrahlen Teufelskralle, Glockenblumen, Clematis alpina und viele Pflanzen mehr. Interessant auch Spuren hungriger Spechte in alten Baumstämmen und auffälliger Wildbiss, der den Bäumen, vor allem den Fichten und weniger den Eschen, gewaltig schaden kann. 

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Wandern am Alpe Adria Trail Teufelskralle mit Biene

Die Teufelskralle nährt Bienen und hilft beim Menschen gegen Migräne

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Wandern am Alpe Adria Trail Spechtspuren

Kaputte Bäume und deren Bewohner locken Spechte an

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Wandern am Alpe Adria Trail Wildbiss

Wildbiss kann Bäumen und Sträuchern arg zusetzen

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Wandern am Alpe Adria Trail

Nur wenige Wanderer sind unterwegs und Neugier muss schließlich gestillt werden


Nach rund 3,5 Kilometer begrüßt uns ein Vierbeiner mit Gebell – hier befindet sich ein kleines aber feines Museum, das vom einstigen Leben am Land erzählt. Ein Sammelsurium von altem Werkzeug, Möbeln, Trachten und Bildern. Für Besichtigungen vorausgesetzt ist, dass der Senior zu Hause ist und er Lust hat, seine Schätze den interessierten Besuchern zu zeigen. 

Von Goldgräbern und besonderen Begegnungen

Durch ein kurzes Waldstück und entlang eines Baches, der für wunderbar kühle Luft sorgt, wird die Abzweigung zum Alten Pocher erreicht. Hier geht’s zum alten Goldgräberdorf, wo einst bis zu 2000 Knappen mit der Goldgewinnung beschäftigt waren. Im Freilichtmuseum können Besucher noch heute ihr Glück beim Goldwaschen versuchen. Wir nehmen allerdings die rechte Abzweigung und führen unsere Tour in Richtung Bergbauerndorf Apriach fort. In wenigen Minuten ist der Brunnen des Ferienhauses Dominik erreicht, wo Wanderer gegen Einwurf von Kleingeld gekühlte Getränke entnehmen dürfen. Hier bewegen wir uns auf einer der wenigen asphaltierten Strecken (mit kaum Verkehr) fort – rund 80 Prozent der Etappe 2 verläuft auf Wald- und Schotterwegen. Am gegenüberliegenden, bewaldeten Berghang eröffnet sich der Blick auf einen imposanten Wasserfall, den 130 Meter hohen Jungfernsprung, einen der höchsten in den Hohen Tauern.

Das viele Nachfragen und Erzählen haben unseren Schritt langsam gemacht. Der Weg ist das Ziel und Eile ist an so einem schönen Tag ohnehin nicht geboten. Wir hören Schritte hinter uns – eine Wanderin taucht auf. Voll Elan, freundlich und gut gelaunt. Bernadette ist allein unterwegs und geht - im wahrsten Sinne des Wortes - in Pension. Die ehemalige Kärntner Volksschullehrerin wird mit kleinen Unterbrechungen bis September den gesamten Alpe-Adria-Trail gewandert sein. „Ich liebe es allein zu gehen – so ist die Verbindung mit der Natur stärker.“ Gesagt, getan.

Wir erreichen den höchsten Punkt unserer Wanderung – 1539 Meter über dem Meeresboden. Der Aufstieg verfügt über 460, der Abstieg über 751 Höhenmeter. 99,9 Prozent der Wanderer gehen diese Etappe von Heiligenblut nach Döllach und nicht in umgekehrter Richtung. Diesmal treffen wir lustiger Art auch auf einen Wanderer, der den „verkehrten“ Weg in Angriff nimmt. 

Apriacher Stockmühlen

Nur noch kurze Zeit und die Apriacher Stockmühlen sind erreicht. Bis vor einigen Jahrzehnten wurde hier, auf 1500 Meter Seehöhe, Getreide angebaut, jeder Hof betrieb seine eigene Mühle und verfügte über einen eigenen Getreidespeicher. Die Stockmühlen von Apriach funktionierten nach einer ganz besonderen Technik, die unabhängig auch am Balkan, in Schottland, Tibet und Nepal zum Einsatz kam. Das idyllische Ensemble ist ein ganz besonderes Beispiel für bergbäuerliche Kulturlandschaft in Kärnten.

Am Hof Apriach Nummer eins legen wir eine Pause zur Stärkung ein. Das Gesicht wird mit dem frischen Brunnwasser erfrischt - das mitgebrachte würzige Bauernbrot mit Hollundersaft schmecken köstlich. Es riecht nach nasser Wiese und von fern hören wir die Glocken der Ziegen läuten. Auf der einen Seite schaut der Großglockner mit Wolkenhaube auf uns, auf der anderen die Schobergruppe mit mehr als 60 Dreitausendern. 

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Wandern am Alpe Adria Trail

In Apriach Nummer eins ist Zeit für eine Stärkung mit Glocknerblick

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Wandern am Alpe Adria Trail Bauerngarten

Ende Mai ist im Bauerngarten in diesen Höhenlagen fast noch Frühlingserwachen

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Wandern am Alpe Adria Trail

Über saftige Wiesen und mit Vogelgezwitscher führt der Weg zurück ins Tal nach Döllach

Der Wind wird stärker und die Wolken bummeliger. Es ist Zeit, aufzubrechen. Noch eine Stunde werden wir bis Döllach unterwegs sein. Durch Höfe und Wälder, über Stock und Stein, vorbei an Schmetterlingen, Eichhörnchen, Schnecken und einem Reh. Bei der am Weg liegenden Badstube Lex, einem kleinen Almhaus mit fantastischem Ausblick, fanden einst Dreharbeiten zum Tatort-Krimi mit Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser statt. Mit einem Augenzwickern gibt der Gastgeber zu, dass er im Vorfeld vor Adele Neuhauser, auch Darstellerin in „Vier Frauen und ein Todesfall“ ein bisschen Angst hatte, die sich jedoch beim Kennenlernen schnell verflüchtigte. 

Übernachten im Wood Cube

Nach 5 Stunden sehr gemütlicher Gehzeit ist Döllach und damit auch mein Quartier – der neue hölzerne Wood Cube erreicht. Im Grünen, mit Bachrauschen und gleich neben der Sport- und Freizeitanlage. Ein gemütlich eingerichtetes Tiny House für 4 Personen mit Küche, Doppelbett, einem Zimmer mit Stockbett und Schreibtisch sowie einem modernen Badezimmer. 

Ebenfalls ein guter Tipp zum Übernachten ist der Döllacher Dorfwirt, wo man im urigen, schattigen Gastgarten auch wunderbar Essen kann. Und wer Lust auf etwas ganz anderes hat, kann bei Familie Ziervogel auch eine Lamawanderung in der Umgebung buchen.

AAT Döllacher Dorfwirt

Heute Ruhetag! Schade, der Garten vom Döllacher Dorfwirtshaus lohnt einen Besuch

Etappe 2 I Alpe-Adria-Trail

Gehzeit:

4,75 Stunden

Länge:

13,1 Kilometer

Aufstieg:

462 Meter

Abstieg:

751 Meter

Tourenportal Kärnten:

Unsere ausgewählten
Natur Aktiv Partnerbetriebe

Bilder und Text: Ute Zaworka

Autorenvorstellung: Ute Zaworka

Natürlich fahre ich im Winter auch gerne Ski, aber voll und ganz in meinem Element bin ich in der warmen Jahreszeit. Ich trage gerne Flip Flops und kurze Hosen und verbringe meine Freizeit am liebsten im Grünen - egal ob in meinem Garten, beim SUPen am See, beim Wandern in den Kärntner Bergen oder am Golfplatz.

Ein großes Anliegen meinerseits ist es, Menschen von der Schönheit und Besonderheit Kärntens, auch kulinarisch und kulturell gesehen, zu erzählen und begeistern.

Und weil das Schreiben und Fotografieren seit vielen Jahren eine meine Lieblingsbeschäftigungen ist, mache ich das auch in Form von Erlebnisgeschichten.

Motto: „Das Geheimnis der Freiheit ist der Mut.


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