Branchen-Update: Rad

Kärnten als Radland – Strategischer Blick von Klaus Ehrenbrandtner


Klaus Ehrenbrandtner, Geschäftsführer der Kärnten Werbung, eröffnete das Branchen Update mit einer zentralen Fragestellung:

1. Ist Kärnten ein Radland – und wie soll sich das Land künftig im Radtourismus positionieren?

Sein Blick richtet sich dabei bewusst über Kärnten hinaus: Das Thema Radurlaub boomt international, und Kärnten ist bereits sehr gut aufgestellt – aber das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft. Eine klare Positionierung, Investitionen in Qualität und Infrastruktur sowie ein gemeinsames Zielbild sind nötig, um Kärnten nachhaltig als führende Rad-Destination im Alpen-Adria-Raum zu verankern.

Zentrale Aussagen aus dem Impuls:

  • Laut T-Mona-Studie kommen 18 % aller Urlauber*innen ausschließlich für den Radurlaub nach Kärnten – ein starker Wert im Österreichvergleich.
  • Kärnten kann sich selbstbewusst „ins Schaufenster stellen“, muss sich aber auch mit Kritik auseinandersetzen – Gäste sind anspruchsvoll.
  • Eine klare Perspektive ist wichtig: Was funktioniert schon sehr gut? und wo sind noch Lücken? 

Saison verlängern lautet eine der Kernstrategien der Kärnten Werbung – das Thema Rad spielt dabei eine zentrale Rolle. Durch Events im Frühjahr (z. B. Gravel-Event in Velden im April) und einem Abschluss Event im Oktober (evtl. Gravel WM in Villach) wird die Sommersaison klar in die Schultersaisonen ausgedehnt.
Ziel ist es, nachhaltige Angebote zu schaffen – keine Event-Strohfeuer, sondern dauerhafte Strukturen, an denen sich Betriebe, Regionen und Gäste orientieren können.

2. Radstrategie Kärnten – Drei Leitthemen, vier Segmente

Paco Wrolich, Radkoordinator der Kärnten Werbung und selbst ehemaliger Radprofi, präsentierte die Eckpfeiler der aktuellen Radstrategie.

Die vier Segmente

  1. Trekkingrad
    Ein Trekkingrad ist ein vielseitiges, komfortables Fahrrad, das sich gut für längere Strecken auf befestigten Wegen eignet – mit Gepäckträger, Licht und Schutzblechen.
    Radfahren ohne sportlichen Leistungsdruck – im Fokus stehen Erholung, Landschaft, Kulinarik und Kultur. Oft mit E-Bike-Unterstützung. Warum emotional stark? Trekkingrad spricht eine breite Zielgruppe an – von Familien über ältere Gäste bis zu jenen, die einfach entschleunigen wollen. Events wie die VeloVista machen das Thema erlebbar und attraktiv.
  2. Mountainbike
    Ein Fahrrad mit stabiler Bauweise, breiten Reifen und Federung – ideal für Fahrten im Gelände, auf Wald- oder Bergwegen.
    Warum herausfordernd? Die Wege führen oft über privates Land. Daher müssen mit allen Grundbesitzer*innen rechtlich gültige Verträge abgeschlossen werden – sonst dürfen die Strecken nicht offiziell genutzt werden.
  3. Gravelbike
    Ein Mix aus Rennrad und Mountainbike – mit schmalem Lenker, aber breiteren Reifen. Es ist schnell auf Asphalt und sicher auf Schotter oder Forstwegen.
    Warum spannend für Kärnten?
    Viele bestehende Wege – die für Rennrad zu rau und für Mountainbike zu „langweilig“ wären – können mit Gravelbikes ideal genutzt werden. Ein wachsender Trend, der sehr gut zur Landschaft passt.
  4. Rennrad
    Nach einer Umfangreichen Potentialanalyse, welche gemeinsam mit allen touristischen Regionen von der KW ausgearbeitet wurde, wird Rennrad in Kärnten in Zukunft nur in kleinem Rahmen bearbeitet.

3. Infrastruktur – Herausforderungen und konkrete Handlungsschritte

Ein zentraler Punkt des Updates waren die infrastrukturellen Voraussetzungen – sowohl auf Landesebene als auch auf betrieblicher Ebene.

Auf Landesebene:

  • Gemeinsam mit dem Land Kärnten wurde eine Prioritätenliste für Lückenschlüsse im Radwegenetz entwickelt.
  • 30 bis 35 Millionen Euro werden für die Umsetzung der Lückenschlüsse benötigt.

Aktuelle Fördermöglichkeit für Betriebe:
Das Land Kärnten unterstützt derzeit Investitionen in Radinfrastruktur für touristische Betriebe.
Die Förderrichtlinien finden Sie im Anhang dieses Berichts. Diese umfassen unter anderem:

  • Abstellmöglichkeiten
  • Lademöglichkeiten
  • Radwaschplätze
  • Toureninformation (analog und digital)
  • Schulungen für Mitarbeiter*innen

4. Eventformate mit nachhaltigem Anspruch – VeloVista & Gravel

VeloVista
Das neue Event rund ums Genussrad startet im Frühjahr 2025 – die erste Ausgabe ist bereits fast ausgebucht.
Wichtig: Auch Regionen, die nicht direkt betroffen sind, können mit Shuttles oder Angeboten partizipieren. Die VeloVista soll dauerhaft als touristisches Produkt verankert werden – nicht als Eintagsfliege.

Infos zum Event: www.kaernten.at/velovista

Gravel-Event in Velden
Doppelt so viele Anmeldungen wie im Vorjahr zeigen: Gravel ist gekommen, um zu bleiben.
Ziel: die Gravel-WM 2025 nach Villach zu holen.

5. Best Practice – Der Rosenthaler Hof von Herbert Stephan

Ein echtes Leuchtturmbeispiel kommt von Herbert Stefan, Eigentümer des Rosentaler Hofs in St. Jakob.
Er hat sich auf genussvolle E-Bike-Fahrer 55+ spezialisiert – mit beeindruckendem Erfolg:

  • 15.000 Nächtigungen im Jahr, davon 80 % mit Radbezug
  • Fokus auf Individualreisende, keine Kinder, keine Familien – konsequent auf Zielgruppe ausgerichtet
  • Drei videoüberwachte Radgaragen, Radwaschplatz, gratis Reparaturservice
  • Ersatz-E-Bikes, falls Reparatur länger als 24h dauert
  • Tourenmaterial in Komoot, 25 Touren direkt ab Haus
  • Lunchpaket inklusive – „Aktiv-Genuss-Pension“ als Markenkern
  • 25 % der Individualgäste buchen vorab Tourenpakete, was für bessere Planbarkeit und Bindung zu Reiseveranstaltern sorgt

Seine Botschaft: Mut zur Spezialisierung lohnt sich – besonders in Randlagen.

6. Fazit: Kärnten hat das Potenzial zum echten Radland

Kärnten steht an einem Wendepunkt im Radtourismus: Die Nachfrage ist da, die Produkte entwickeln sich weiter, und die Akteure ziehen an einem Strang.
Mit klaren strategischen Leitplanken, Events mit nachhaltiger Wirkung, zielgerichteter Infrastrukturförderung und betrieblicher Positionierung kann Kärnten seine Rolle als führendes Radland im Alpen-Adria-Raum weiter ausbauen.

Kontakt Radkoordination Kärnten Werbung:
Paco Wrolich – paco.wrolich@kaernten.at

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