Der Tisch ist gedeckt, die Familie versammelt. Alles wartet darauf, dass der geweihte Osterkorb von der Fleischweihe endlich nach Hause und sein Inhalt auf den Tisch gelangt. Früher geduldete man sich damit bis zum Ostersonntag-Morgen, heute ist es üblich, die Osterjause schon am Karsamstag Nachmittag zu verspeisen. Wie auch immer: Es sind diese Momente freudiger Erwartung, die Ostern in Kärnten ausmachen.
Die traditionelle Osterjause in Kärnten
Aber worauf darf man sich nun genau freuen? Anders ausgedrückt, was gehört dazu zur traditionellen Osterjause, wie es sie nur in Kärnten gibt? Wir haben uns dieser Frage angenähert, wissen aber auch, dass es in derlei Glaubensfragen kein richtig oder falsch geben kann. Weil einzelne Täler und Regionen so ihre Eigenheiten bei den Bestandteilen der Osterjause haben. Die folgenden Zeilen dienen also eher als Anregung, weniger als Auflistung mit dem Anspruch auf Vollständigkeit!
Reindling, die süße Basis
Wazan, sprich Weizernes (aus Weizen Hergestelltes) bildet sozusagen die süße Grundlage jeder Osterjause. Schließlich brauchen Geselchtes, Schinken & Co eine Unterlage. Ob diese nun aus Reindling, ungefülltem Reindling (Wazan) oder Osterpinze besteht, ist regionale Geschmacksache. Aus süßem Germteig gebacken sind beide Varianten. Ach ja, dieses Zusammenspiel aus süß und pikant gibt es in Kärnten in dieser Form nicht nur zu Ostern sondern auch beim Kirchtag, bei dem der Reindling gemeinsam mit gelber Suppe genossen wird. Zum Reindling-Rezept
Osterschinken, Zunge, Selchwürsteln...
Der Osterschinken
Keinesfalls fehlen darf am Ostertisch natürlich der geräucherte, sprich geselchte Schinken. Dieser wird im Stück gekocht und dann in nicht zu dünnen Scheiben serviert. Nach den sechs Wochen vorösterlicher Fastenzeit, in der viele auf Fleisch verzichten, eine wahre Gaumenfreude!
Zunge von Rind
Ob man etwas essen will, was andere bereits im Mund hatten, muss jeder für sich entscheiden. Zur traditionellen Kärntner Osterjause gehört Zunge - vorzugsweise vom Rind - in jedem Fall dazu. Aber nur, wenn sie hauchdünn geschnitten ist.
Selchwürsteln
Ebenfalls ihren fixen Platz am österlichen Jausentisch haben Würste. Traditionellerweise werden gekochte Selchwürste gereicht, die gemeinsam mit Kren oder scharfem Senf ihre himmlisch pikante Note entfalten.
Gefärbte Ostereier
Eier sind nicht nur optischer Aufputz jeder Osterjause. Sie eigenen sich auch wunderbar zum Zeitvertreib. Die Kinder messen sich zwischendurch gerne bei Osterei-Spielen wie dem Eierpecken oder dem Eierrollen.
Kren, Eierkren
Kren
Der Kren (Meerrettich) - am besten frisch gegraben - darf am österlichen Jausentisch nicht fehlen. Fein gerieben gibt er dem zarten, gekochten Schinken die nötige Schärfe und spielt im eingangs erwähnten Zusammenwirken von süß und salzig eine große Rolle. Den Geschmack aus süßem Weißbrot, Geselchtem und würzigem Kren gibt es wahrlich nur zu Ostern. Außerdem bietet Kren eine weitere Möglichkeit sich zu messen. Man nehme einen Bissen geriebenen Kren in den Mund und versucht dann, möglichst unbeeindruckt zu bleiben. Wem dies besser gelingt, der hat gewonnen.
Eierkren
Wenn Ei und Kren bereits einzeln als Fixstarter jeder Osterjause gelten, warum dann nicht auch gemeinsam? Das Ganze wird fein geschnitten, mit Essig und Öl, ein wenig Salz und Pfeffer, wahlweise auch mit etwas Sauerrahm abgemischt und trägt ebenfalls zum wohligen Schauer aus süß und pikant bei.
Gefüllte Butter
In einigen Tälern gesellt sich zur Osterjause noch eine süße Verführung: Die gefüllte Butter. Wie der Name schon verrät, ist das Butter, die sich um eine Fülle aus einem Mohn-Honig-Rosinen-Gemisch hüllt. Auf ein Stück Osterreindling gestrichen und mit Schinken und Kren belegt, entfaltet sich der typisch-traditionelle Geschmack von Ostern in Kärnten.