Ein dichtes Programm an Bräuchen, Riten und kulinarischen Traditionen prägt in Kärnten die Tage rund ums Osterfest.
Ein dichtes Programm an Bräuchen, Riten und kulinarischen Traditionen prägt in Kärnten die Tage rund ums Osterfest.
So voll mit kulinarischen Traditionen, religiös geprägten Riten und alten Bräuchen ist nur eine Woche im Jahr: Die Karwoche. Also jene paar Tage, in denen sich in Kärnten alles aufs sonntägliche Osterfest vorbereitet.
Der Reigen der Rituale beginnt am Palmsonntag. Die Kinder tragen - je nach Region – wie z. B. im Oberkärntner Raum zu langstieligen Besen gebundene Palmkatzerlzweige in die Kirche, wo diese gesegnet werden. Um den Kirchgang für die Kleinen attraktiver zu machen, werden die „Palmbuschen“ mit Süßigkeiten und Salzbrezeln behängt. Verschmaust werden dürfen sie aber erst nach der heiligen Messe! Die geweihten Zweige sollen – in die Acker- und Gartenerde gesteckt oder ins Herrgottswinkerl gestellt – in diesem Jahr vor Unheil schützen.
Seit mehr als 1000 Jahren ist es Tradition, die Kreuze und Altäre in den Kirchen bis zur Karwoche mit Fastentüchern zu verhüllen. Das Gurker Fastentuch nimmt aufgrund seiner Größe (knapp 9 x 9 Meter), seines Alters (entstanden 1458) und Szenenreichtums im alpenländischen Raum den ersten Rang ein. Zu den weiteren sehenswerten Fastentüchern in Kärnten zählen jene von Kraßnitz, Straßburg - St. Stephan, Straßburg - St. Nikolaus, St. Peter bei Taggenbrunn, Metnitz, Lieding, Deutsch-Griffen, Pisweg und Dreifaltigkeit am Gray. In Summe sind in Kärnten rund 80 Fastentücher registriert.
Mehr Informationen zu den Fastentüchern in Kärnten
Der Gründonnerstag wird in Kärnten tatsächlich grün begangen: Mit dem traditionellen Mittagstisch – Spinat mit Rösterdäpfeln und einem Spiegelei. Gläubige Menschen gehen abends in die Kirche, zum „Letzten Abendmahl“. Nach dieser kirchlichen Feier verstummen die Kirchglocken drei Tage lang. Den Kindern sagt man geheimnisvoll: Die Glocken fliegen nach Rom. An die Stelle des Glockengeläutes treten einstweilen die Ratschen: Aus Holz gefertigte Krachmacher, die vor allem am nächsten Tag - bei Karfreitagsprozessionen - zum Einsatz kommen.
Zwar ist der Karfreitag ein strenger Fasttag, aber die Vorbereitungen für die Kärntner Osterjause laufen da schon auf vollen Touren. Der Schinken und die Würste werden gekocht, die Eier gefärbt, der dazugehörige Reindling gebacken. Auch am Karsamstag läuft das Leben still-gespannt. Am Nachmittag werden die vorbereiteten Köstlichkeiten in einen Korb gepackt und zur Speisensegnung, der „Fleischweihe“, in die Kirche getragen. Geweihter Schinken soll nämlich einfach besser schmecken...
Und dann, in der Nacht auf Sonntag, wandelt sich die erwartungsvolle Vorfreude endlich in facettenreiches Feiern. Mit Böllerschüssen wird schon in der Morgendämmerung das Osterfest eingeläutet. An den noch finsteren Berghängen sieht man von weit her Osterfeuer lodern. Früher war es üblich, erst nach der frühmorgendlichen Auferstehungsfeier in der Kirche die Osterjause im Kreise seiner Lieben zu essen. Ein Frühstück für Könige! Heutzutage lassen sich viele dieses Festessen schon am Abend davor schmecken.
Der Ostersonntag-Morgen ist natürlich für Kinder die Zeit des Osternesterl-Suchens. Meist ist der Frühling schon ins Land gezogen, sodass der Osterhase seine Schokoeier schon im Garten verstecken kann. Der Taufpate, auf Kärntnerisch „Gotl“, kommt vorbei, um sein Patenkind mit einem Geschenk, in manchen Regionen „Gotenstrutz“ genannt, eine Freude zu machen.
Nach all dem Feiern und Speisen stehen schließlich Spaß und Spiel auf dem Programm.
Das Kugelschlagen wird jährlich am Ostersonntag in Zweinitz im Gurktal abgehalten; es ist ein uralter Brauch aus der Keltenzeit. An die 140 Teilnehmer sowie dutzende Zuschauer nehmen an dieser Veranstaltung teil.
Am Ostermontag wird besonders in Oberkärnten und im Raum Villach gern dem Kugelstoßen oder Kugelwerfen gefrönt – ein Geschicklichkeitsspiel, vergleichbar mit dem Kegeln. Kinder verwenden die Ostereier für Wettbewerbe: Zum Wettrollen auf zwei Besenstielen oder zum Eierpecken, bei dem Erwachsene das Ei solange mit Münzen bewerfen, bis eine Münze stecken bleibt. Nach den üppigen Gaumenfreuden ist freilich auch Bewegung angesagt.
In vielen Orten wird ein Emmausgang veranstaltet, angelehnt an den biblischen Gang der Jünger nach Emmaus: In heutiger Zeit ist das eine ausgedehnte Wanderung durch das schon frühlingshafte Land.