Ed Wohlfahrt, Ostern
Es ist kalt und es ist dunkel. Die Menschen haben sich vor dem kleinen Kirchlein versammelt und warten. Die Auferstehungsfeier ist immer noch im Gange und langsam aber sicher kriecht einem die Kälte in die Knochen. Dann aber ist es so weit. Die Träger schultern ihre teils meterhohen Fackeln. Die Menschen folgen ihnen durch die Nacht...
Das Fackeltragen ist ein Osterbrauch, der bereits seit über 50 Jahren in Gösseling bei Launsdorf gepflogen wird. Frauen und Männer entzünden dabei meterhohe Holzstämme und tragen diese durch die dunkle Nacht. Auf den umliegenden Feldern und Wiesen werden diese Fackeln geschwungen und so aufgestellt, dass Kreuze und Kreise sichtbar werden. Die Menschen erbitten sich dadurch Schutz, Segen und eine gute Ernte.
Bergan führt der Weg durch den kleinen Ort, vorbei an den Häusern und durch einen angrenzenden Wald. Man fängt nun wirklich an, sich nach etwas Licht und vor allem Wärme zu sehnen. Aber es wird noch dauern, bis das Osterfeuer entzündet ist und den Anwesenden Wärme spenden kann.
Sobald das Feuer lodert sind die Träger an der Reihe. Die entrindeten, mit Keilen aus Fichtenholz gespickten Baumstämme werden nun daran entzündet. Die brennenden Fackeln werden von den Trägern aufgenommen und über die Felder getragen. Eine schweißtreibende Angelegenheit, wenn man bedenkt, dass so eine Fackel gerne fünfzig Kilogramm und mehr wiegen kann.
Das Fackeltragen folgt einer traditionellen Choreografie. In bestimmter Abfolge werden die Fackeln von den Trägern nun entweder geschwungen oder so aufgestellt, dass Kreuze und Kreise sichtbar werden.
Es ist das Zusammenspiel aus Dunkelheit und hellem Licht, das diesen Kärntner Osterbrauch zu etwas ganz Besonderem macht. Man muss lange warten, bis es endlich hell wird und warm, aber die Vorfreude darauf ist unvergleichlich und passt zudem wunderbar zu Osterfest und Auferstehung.